Frühgeborene haben häufig bis ins Erwachsenenalter hinein pulmonale Funktionsdefizite. Therapeutische Optionen fehlen bisher weitgehend. Nun zeigt eine Studie ein gutes Ansprechen auf inhalative Kortikosteroide (ICS) plus einen Bronchodilatator.

Von klinischen Symptomen besonders betroffen sind Kinder mit einer bronchopulmonalen Dysplasie. In eine randomisierte, placebokontrollierte Studie wurden in Cardiff/Wales 144 Kinder im Alter von 7-12 Jahren eingeschlossen, die vor der 34. Schwangerschaftswoche zur Welt gekommen waren und bei denen die FEV1 unter 85% des Sollwerts lag. Kardiopulmonale oder neurologische Auffälligkeiten bestanden bei keinem der Kinder. Alle wurden einer Spirometrie mit Belastungstest unterzogen, zudem wurde die NO-Fraktion in der Ausatemluft vor und nach Belastung bestimmt.

53 der Kinder wurden schließlich in drei Gruppen randomisiert. Das mittlere Alter lag bei 10,8 Jahren. Alle inhalierten über 12 Wochen hinweg 2 × täglich 2 Hübe über ein Inhalationsgerät. 19 Kinder erhielten dabei 50 µg/d des ICS Fluticason zusammen mit 25 µg/d des langwirksamen β2-Agonisten (LABA) Salmeterol. 20 Kinder erhielten Fluticason plus Placebo und 14 nur Placebo.

Eine Kovarianzanalyse ergab, dass der adjustierte Mittelwert der FEV1 in der ICS-Gruppe um 7,7% höher lag als in der Placebogruppe (p = 0,16). In der ICS/LABA-Gruppe lag er signifikant um 14,1% höher als in der Placebogruppe (p < 0,002). Der NO-Gehalt in der ausgeatmeten Luft als Ausdruck einer Entzündung der Atemwege konnte in beiden Therapiegruppen signifikant reduziert und die nach Belastung erreichbare Bronchodilatation signifikant verbessert werden.

Quelle: Goulden N, Cousins M, Hart K et al. Inhaled corticosteroids alone and in combination with long-acting β2 receptor agonists to treat reduced lung function in preterm-born children: a randomized clinical trial. JAMA Pediatr 2021, online 13. Dezember; doi: 10.1001/ jamapediatrics.2021.5111.

MMW-Kommentar

Die dreimonatige Inhalationstherapie mit einer ICS/LABA-Kombination führte bei ehemaligen Frühgeborenen mit konsistent nachweisbaren Lungenfunktionsveränderungen im mittleren Alter von 10,8 Jahren zu einer signifikanten Verbesserung der Lungenfunktion. Die ICS-Monotherapie führte im gleichen Zeitraum nicht zu einer signifikanten Verbesserung. Der Entzündungsmarker NO wurde gegenüber Placebo in beiden Therapiegruppen in der gleichen Größenordnung reduziert - ein Hinweis darauf, dass die Entzündung zumindest partiell eine Rolle in der Pathogenese der chronischen Lungenerkrankung bei ehemaligen Frühgeborenen spielt.

Einschränkend ist anzumerken, dass die Power der Studie relativ klein war. Einige Patienten hatten schon vor Beginn der Studie ein topisches Kortikosteroid erhalten; bei diesen war jedoch eine vierwöchige Washout-Phase vorgeschaltet worden.

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Prof. em. Dr. med. Dr. h. c. D. Reinhardt

Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Haunerschen Kinderspital, München