Dass man bei HIV-Patienten ganz besonders die Nieren im Blick behalten sollte, zeigt ein Fall aus den USA.

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© Crystal light, Stock Adobe

Eine neu HIV-diagnostizierte Patientin (Viruslast 210.000 Kopien/ml, CD4-Zellzahl 13/µl) erhält zur Behandlung ihrer Pneumocystis-Pneumonie hochdosiertes Trimethoprim-Sulfamethoxazol und Prednison. Zwei Monate später fällt ein hoher Serum-Kreatinin-Wert von 3 mg/dl auf: akutes Nierenversagen. Da die Ärzte von einer akuten interstitiellen Nephritis (AIN) als Folge der Antibiotikabehandlung ausgehen, verabreichen sie der Frau wieder Prednison.

Nach Beginn einer antiretroviralen Therapie haben sich Viruslast und CD4-Zellzahl zwar deutlich verbessert. Allerdings entwickelt die 30-Jährige jetzt anhaltendes Fieber. Zur Abklärung wird sie sta-tionär aufgenommen.

Im Ultraschall sind beide Nieren stark vergrößert, außerdem hat sich deren Funktion weiter verschlechtert. Die Klinikärzte ordnen daher eine Biopsie an, die eine ausgeprägte AIN bestätigt. Die Histologie liefert auch den entscheidenden Hinweis für die Ursache: säurestabile grampositive Mikroorganismen in Lumen und Epithel der Tubuli, die aussehen wie Mikrosporidien. Auch in Sputum und Urin werden Pilzsporen nachgewiesen.

Albendazol-Therapie kam zu spät

Auf eine Therapie mit Albendazol hin verbessert sich die Kreatinin-Clearance, aber die Freude über diesen Erfolg ist nicht von Dauer. Einen Monat später zeigt die Patientin urämische Symptome und ein Serum-Kreatinin von 5 mg/dl. Die Niere erscheint jetzt im Ultraschall deutlich verkleinert und vernarbt. Sie ist offenkundig dabei, ihre Funktion aufzugeben. Der Frau bleibt letztlich nur noch die Dialyse.

Laut dem behandelnden Team von der Mayo Clinic in Rochester, Minnesota, kamen im vorliegenden Fall ziemlich viele Differenzialdiagnosen für die AIN infrage: neben den verabreichten Medikamenten (Kortikosteroide, Cotrimoxazol) auch eine HIV-assoziierte Nephropathie sowie verschiedene Infektionen, insbesondere mit opportunistischen Erregern. Die Nierenbiopsie sei hier die entscheidende Maßnahme gewesen, um die zugrundliegende Pathologie zu klären.

Quelle: Tiulentino Sy-Go JP et al. Kidney Med 2021;4(1):100390; doi: 10.1016/j.xkme.2021.10.004