Infarktgefahr erhöht -- Bei der Behandlung von jüngeren Erwachsenen mit Hypercholesterinämie gibt es offenbar erhebliche Defizite: Selbst LDL-Cholesterin(LDL-C)-Werte > 190 mg/dl werden oft über viele Jahre nicht korrigiert.

Die Fettstoffwechselstörung ist auch im jungen Erwachsenenalter mit einem erhöhten Risiko für spätere Herzinfarkte verbunden. Das liegt nicht nur an der potenziell besonders langen Exposition gegenüber zu hohen LDL-C-Spiegeln, das Zusatzrisiko besteht vielmehr unabhängig davon, welche LDL-C-Werte im mittleren Lebensalter erreicht werden. Der kürzlich anhand von Langzeitdaten von mehr als 18.000 US-Amerikanern gezeigte Zusammenhang spricht dafür, dass "das Bewahren optimaler LDL-C-Spiegel im jungen Erwachsenenalter das Lebenszeitrisiko für die Entwicklung kardiovaskulärer Erkrankungen reduziert", betonen die Studienautoren [1].

Lipidtherapie nur selten eingesetzt

Tatsächlich scheint einer Hypercholesterinämie vor dem 40. Lebensjahr oft wenig Bedeutung beigemessen zu werden. Da-rauf deutet eine weitere US-Studie hin, in der Registerdaten von 20- bis 39-Jährigen ausgewertet wurden [2]. 5.438 Teilnehmer hatten zu Beginn LDL-C-Werte > 190 mg/dl und gehörten damit einer Hochrisikogruppe an. Während des im Mittel knapp achtjährigen Follow-up erreichten aber nur 30% eine Reduktion des LDL-C um mindestens 50%. Der letzte verfügbare Messwert lag bei fast einem Viertel der Patienten (23%) immer noch bei mindestens 190 mg/dl. Eine lipidsenkende Therapie hatte nur etwa jeder Zweite erhalten. Besonders schlechte Aussichten, einen Lipidsenker verordnet zu bekommen und eine mindestens 50%ige LDL-C-Reduktion zu erreichen, hatten Frauen und Jüngere. Die Autoren vermuten, dass in diesen Gruppen das Langzeitrisiko für kardiovaskuläre Komplikationen am stärksten unterschätzt wird, bei den Frauen könnten Sorgen wegen der möglichen Teratogenität von Statinen hinzukommen.

Quellen: 1. Zhang Y et al. JAMA Cardiol 2021;6(12):1406-1413 doi: 10.1001/jamacardio.2021.3508 2. Newton SL et al. JAMA Cardiol online; 15.11.2021 doi: 10.1001/jamacardio.2021.4983