Für Patientinnen und Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz, die nach kürzlich erlittener Dekompensation stabilisiert wurden, steht mit Vericiguat nun eine neue Therapieoption zur Verfügung.

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Einer von sechs Betroffenen einer chronischen Herzinsuffizienz (HF) erleidet innerhalb von 18 Monaten nach der initialen Diagnose eine Verschlechterung. "Dies kann auch Patientinnen und Patienten mit einer stabilen Erkrankung treffen, und zwar selbst dann, wenn sie eine leitliniengerechte Drei- oder Vierfachtherapie erhalten", so Prof. Stephan von Haehling, Oberarzt an der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der Universitätsmedizin Göttingen.

Ein neues Wirkprinzip

Mit Vericiguat (Verquvo®) wurde jetzt erstmals in Europa ein Stimulator der löslichen Guanylatzyklase (sGC) für die Therapie der HF zugelassen. Die sGC ist ein Enzym des kardiopulmonalen Systems, welches zugleich als Rezeptor für Stickstoffmonoxid fungiert. Indiziert ist Vericiguat zur Behandlung der symptomatischen, chronischen HF bei erwachsenen Patienten mit reduzierter Ejektionsfraktion, die nach einem kürzlich aufgetretenen Dekompensationsereignis, welches eine intravenöse Behandlung mit Diuretika erforderte, stabilisiert wurden.

Signifikante Risikoreduktion

In der zulassungsrelevanten Phase-III-Studie VICTORIA konnte gezeigt werden, dass Vericiguat bei diesem Hochrisikokollektiv (n = 5.050) zusätzlich zur Standardtherapie einen positiven Effekt erzielen kann: Die Add-on-Therapie mit dem sGC-Stimulator reduzierte das Risiko des kombinierten primären Endpunkts (kardiovaskulärer Tod oder erstes Auftreten einer HF-bedingten Hospitalisierung) statistisch signifikant um 10% (Hazard Ratio 0,90; 95%-Konfidenzintervall 0,82-0,98; p = 0,019) [1]. Die absolute Risikoreduktion betrug 4,2 Endpunktereignisse pro 100 Patientenjahre, was einer Number needed to treat von 24 über eine mediane Nachbeobachtungszeit von 10,8 Monaten entsprach. Vericiguat erwies sich dabei als gut verträglich.

Auf Basis dieser Daten wird Vericiguat bereits in den aktualisierten HF-Leitlinien der European Society of Cardiology als Add-on-Therapie empfohlen [2]. "Nach Episoden einer sich verschlechternden HF kann der sGC-Stimulator damit eine sinnvolle Ergänzung zur Standardtherapie sein", schlussfolgerte von Haehling.

Quellen: [1] Armstrong PW et al. N Engl J Med. 2020;382:1883-93; [2] McDonagh TA et al. Eur Heart J. 2021;42:3599-726; Symposium "sGC-Stimulation: Neue Therapieoption - Neue Chance für den Herzinsuffizienzpatient mit besonderem Risiko" anlässlich der DGK-Herztage, 1. Oktober 2021, Bonn (Veranstalter: Bayer)