Als Feuerwehrarzt war es für mich immer Ehrensache, dass ich mich an der Fasnet-Aufführung beim alljährlichen Zunftabend beteilige. Vor einigen Jahren - noch vor der Pandemie, wie man sich denken kann - war es wieder soweit, es wurde schwungvoll gefeiert. Der Feuerwehrauftritt ist immer der Höhepunkt des Abends, er war für etwa 23.30 Uhr geplant. Wir Feuerwehrmänner hatten einen Tanz vorbereitet - als verkleidete Geishas, komplett mit geschminktem Gesicht, die meisten aber auch mit Bart. Auch ich sah so wild aus.

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© filipefrazao / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Einmal im Jahr drehen die Narren richtig auf.

Etwa um 23.10 Uhr wurde ich aber ins Foyer des angegliederten Gasthauses gerufen, dort sei eine junge Frau ohnmächtig geworden. Ich ging natürlich sofort los, in voller Verkleidung. Ich fand die Patientin rücklings auf dem Boden liegend ohnmächtig vor, ohne Alkoholfahne. Der Puls war stabil und regelmäßig. Eine kurze Befragung des Wirts ergab keinen weiteren Aufschluss über eine eventuelle Tabletteneinnahme oder Ähnliches. Was konnte ich so kurz vor dem Auftritt tun?

Ich erinnerte mich an den Akupunktur-Notfallpunkt Du 26, der auf der Strecke zwischen Oberlippe und Nase genau zwischen dem mittleren und dem oberen Drittel liegt. Kurzerhand stimulierte ich ihn kräftig mit dem Fingernagel. Unverzüglich öffnete die Frau die Augen, schaute mir in mein Geisha-Gesicht und - und fiel vor lauter Schreck gleich wieder in Ohnmacht. Nach nochmaligen Stimulationen, Ansprachen und leichtem Schütteln war sie aber wieder ansprechbar. Der Kreislauf stabilisierte sich. Ich riet ihr, rasch heimzugehen und bei Verschlechterung den Notarzt zu rufen. Sie versprach es mir, und ich absolvierte beruhigt meinen Auftritt.

Zwei Stunden später traf ich sie selig tanzend auf der Tanzbühne wieder.