Jährlich kommt es in Deutschland zu 400.000 Fällen von Gürtelrose. Der Dermatologe Prof. Thomas Dirschka gab beim Internisten-Update praktische Tipps zur Therapie und prophylaktischen Impfung.

figure 1

© HengDao, iStock

Gürtelrose: Die Erkrankungswahrscheinlichkeit steigt mit zunehmenden Alter, Frauen sind häufiger als Männer betroffen.

In der Hausarztpraxis sehen Ärztinnen und Ärzte einen Herpes zoster meist in mitigierter Form, bevor die typischen Hautsymptome zum Vorschein kommen. Häufig leiden die Patienten unter einem links-thorakalen Schmerz, was den Verdacht auf einen Herzinfarkt lenken kann. Je nach Lokalisation der Schmerzen kann fälschlich auch eine Pulpitis der Zähne vermutet werden. "Ich weiß nicht, wie viele Patienten ich schon erlebt habe, denen Zähne gezogen wurden und wenige Tage später tauchten dann die Bläschen auf", sagte Prof. Thomas Dirschka, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Wuppertal.

Eine weitere Differenzialdiagnose ist die akute Lumbago. Sollte der Verdacht auf einen Herpes Zoster da sein, rät Dirschka, sofort mit der Therapie zu starten - auch bei einem nicht bewiesenen Verdachtsfall.

Standard in der Therapie ist weiterhin Aciclovir. Pro-blem dabei ist jedoch die schlechte Bioverfügbarkeit, es müssen fünfmal täglich 800 mg über sieben Tage verabreicht werden. Viele Patienten halten dieses Einnahmeschema nur schlecht durch, da sie auch nachts das Medikament einnehmen müssen, damit keine schwankenden Spiegel auftreten. "Da sind Valaciclovir und Famvir© deutlich besser, bei denen nur zwei Tabletten einzunehmen sind", erklärte Dirschka. Für sehr gut geeignet hält er auch Brivudin, eine Tablette 125 mg pro Tag über sieben Tage. Brivudin ist jedoch nicht beim immunkompromittierten Patienten sowie vor bzw. nach Chemotherapien zugelassen.

Für Aciclovir, Valaciclovir und Famvir© gilt es, bei Niereninsuffizienz unbedingt die Ausscheidung zu beachten, gerade bei älteren Menschen. "Gegebenenfalls müssen die Dosierungsintervalle angepasst werden", sagte Dirschka. Selten kommt es unter Aciclovir auch zu Verwirrtheit und Schwindel, diese Pa- tienten müssen enger beobachtet werden.

Zur Prophylaxe ab dem 60. Lebensjahr steht ein rekombinanter Totimpfstoff zur Verfügung. Dirschka wies darauf hin, dass auch Patienten nach einem durchgemachten Zoster unbedingt geimpft werden müssen. Er empfiehlt die Impfung 4-6 Wochen nach der Erkrankung. "Ab 60 sollte jeder geimpft werden, egal ob die Patienten schon einen Zoster hatten oder nicht", gab Dirschka abschließend mit auf den Weg.

Quelle: T. Dirschka. Hot Topic: Dermatologie. Internisten Update, München 19.11.2021