Das Risiko, eine schwere Blutung zu erleiden, steigt bei Patienten, die Antikoagulanzien einnehmen, laut einer britischen Studie auf mehr als das Doppelte, sobald ein akuter Atemwegsinfekt hinzukommt.

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© JPC-PROD, Stock Adobe (Symbolbild mit Fotomodellen)

Den Daten zufolge handelt es sich dabei um eine Folge des Infekts und nicht einer Interaktion zwischen oralen Antikoagulanzien und Antibiotika. Auch im Fall einer unkomplizierten Atemwegsinfektion könnte eine Anpassung der Antikoagulation sinnvoll sein.

Studienteilnehmer waren 1.208 Patienten unter Warfarin oder direkten oralen Anti-koagulanzien (DOAK), bei denen sowohl eine Blutungskomplikation als auch eine ambulant erworbene Atemwegsinfektion (AWI) ohne Antibiotikatherapie dokumentiert war. Die Patienten dienten als ihre eigenen Kontrollen: Verglichen wurde die Häufigkeit von Blutungen an den Tagen 0-14 der AWI mit der Häufigkeit an Tagen außerhalb dieses Zeitraums. Als Major-Blutungen galten stationär ver-sorgte gastrointestinale und intrakranielle Blutungen, als klinisch relevante Non-Major-Blutungen (CRNMB) alle Blutungen, die eine medizinische Intervention erforderlich machten.

Insgesamt ereigneten sich in der Beobachtungszeit von median 2,4 Jahren 395 Major-Blutungen und 1.272 CRNMB; davon traten 41 bzw. 81 während einer AWI auf. Damit war in diesen Phasen die Inzidenz von Major-Blutungen 2,7-mal und von CRNMB 2,3-mal so hoch wie in der AWI-freien Zeit.

Die höchsten Steigerungsraten von Major-Blutungen wurden an den Tagen 11-15 (um den Faktor 3,0) und von CRNMB an den Tagen 0-5 (Faktor 3,9) verzeichnet. An den Tagen 15-30 nach einer dokumentierten AWI unterschieden sich die Blutungsraten dagegen nicht mehr von denen der Kontrollzeit.

Das erhöhte Blutungsrisiko während einer AWI zeigte sich unabhängig vom Alter der Patienten und sowohl mit Warfarin wie mit DOAK.

Die Ergebnisse haben "potenzielle klinische Konsequenzen für das Management von oralen Antikoagulanzien während einer akuten Erkrankung", resümieren die Studienautoren. Für konkrete Empfehlungen müssten die Ergebnisse jedoch noch in größeren Studien bestätigt werden.

Quelle: Ahmed H et al. BMJ 2021; doi: 10.1136/bmj-2021-068037