Ungleichbehandlung -- Eine kanadische Studie offenbart ein gender-medizinisches Problem: Frauen sterben häufiger, wenn sie von Männern operiert werden. Kommen Männer unter das Messer von Frauen, ist das nicht der Fall.

Basis der Untersuchung waren die OP-Daten von mehr als 1,3 Millionen Patientinnen und Patienten sowie den beteiligten knapp 3.000 Chirurgen. Insgesamt 189.390 Operierte (14,9% der Grundgesamtheit) erlitten Komplikationen, mussten erneut im Krankenhaus behandelt werden oder starben. Dabei zeigte sich: Die OP-Folgen waren für Frauen signifikant schlechter, wenn sie von Männern operiert wurden, als wenn Frauen am OP-Tisch standen. Einen ähnlichen Nachteil für Männer, wenn Chirurginnen operierten, gab es nicht. Auch nicht, wenn Männer von Männern behandelt wurden.

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Statistisch gesehen bedeutet dies: Die Gefahr negativer gesundheitlicher Auswirkungen ist für Frauen um 15% erhöht, wenn sie ein Mann und nicht eine Frau operiert. Die Wahrscheinlichkeit zu sterben liegt für Patientinnen bei Chirurgen sogar um 32% höher als bei Chirurginnen.

Die Epidemiologin an der Universität Toronto und Co-Autorin der Studie, Prof. Angela Jerath, nannte die Ergebnisse "besorgniserregend". Sie vermutet einen "impliziten Geschlechterbias" als Grund, also eine Verzerrung aufgrund des biologischen Geschlechts. Möglicherweise handelten Chirurgen nach "unterbewussten, tief verankerten Vorurteilen, Stereotypen und Einstellungen".

Übrigens: Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung sind nicht einmal 15% der Chirurgen Frauen.

Quelle: Wallis Ch J D et al. JAMA Surg. 2021; doi: 10.1001/jamasurg.2021.6339