Voller Euphorie ging ich vor Ostern die Planung für den Start der Corona-Impfungen an. Wer von meinen Hochpriorisierten war überhaupt schon geimpft? Es war leider nicht vorgesehen, dass die Geimpften oder die Impfzentren den Hausarzt informieren. Also Telefonate ohne Ende. Sehr oft hörte ich: "Ich habe eine Einladung, aber ich möchte viel lieber von Ihnen geimpft werden!"

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Da begann das große Nein-Sagen. Die KV Berlin hatte angewiesen: keine Menschen mit Einladung oder Impfterminen in den Praxen impfen, keine Privatversicherten! Streng priorisieren! Letztlich konnten wir nur zwei von zehn Anfragenden glücklich machen. Von den verbliebenen acht hatten vier ausgesprochen schlechte Laune. Neulich explodierte auch noch ein Vial; Termine für sechs Menschen mussten abgesagt werden. Auch haben wir als Einzelpraxis Probleme mit den Folgeterminen, etwa wenn diese in unseren Sommerurlaub fallen.

Letztlich hören wir mit dem Impfen wieder auf, weil

  • wir nicht die Prügelknaben der Nation sein können, auf die der Frust der letzten 14 Monate abgelassen wird ("Sie wollen mich nur nicht impfen!"),

  • die sichere Herstellung der korrekten Impfdosis jedesmal Herzklopfen verursacht (es darf nichts schiefgehen!),

  • ich bemerkte, dass ich mehr Fehler machte, als ohne Corona-Impfen,

  • ich nicht mehr schlafen konnte,

  • es nur noch um Paragrafen und Gruppen ging.

Schade - aber so ist es. Ende Juni machen wir die letzten Zweitimpfungen, dann haben wir 10% unserer Patienten geimpft. Alle übrigen vertraue ich den Profis in den Impfzentren an, die nur diese eine Aufgabe haben. Ein Patient, ehemaliger Krankenkassenmitarbeiter, zählte vom Eingang ins Impfzentrum bis zur Entlassung elf freundliche Mitarbeiter, die um ihn bemüht waren.

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© elenaleonova / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Es ist schwer, hoffnungsvollen Patienten abzusagen.