Durch eine Impfung soll das körpereigene Immunsystem in die Lage versetzt werden, so schnell und wirksam auf den Erreger zu reagieren, dass es zu keiner oder nur zu einer abgeschwächten Infektionserkrankung kommt. In der SARS-CoV-2-Pandemie sollen mit Hilfe von Impfungen die Menschen nicht nur vor schweren Krankheitsverläufen geschützt, sondern auch die Verbreitung des Erregers eingedämmt werden. Bisher wurden nur die Pocken als Zoonose weltweit ausgerottet. Von der Einführung der Impfung 1796 und bis zum Verschwinden der Pocken 1980 vergingen fast 200 Jahre. Aber auch wenn sich eine Infektionserkrankung nicht ausrotten lässt, kann durch Impfungen eine Herdenimmunität erreicht und damit die Ausbreitung der Erkrankung gestoppt werden.

Dank Impfungen haben Erkrankungen wie Polio oder Diphtherie heutzutage ihren Schrecken verloren. Durch ein Nachlassen der Impftätigkeit kann sich dies jedoch wieder ändern. In den letzten Jahren beobachtet das Robert-Koch-Institut (RKI) einen Rückgang des vollständigen Impfschutzes gegen die Polioviren. Damit steigt das Risiko wieder, dass sich Polioviren in Deutschland verbreiten.

Gerade für Risikogruppen wie Kinder und alte Menschen ist die Aufrechterhaltung der Grundimmunität durch fortlaufendes Impfen wichtig. Ein Update zu den Impfprogrammen bei Kindern (Beitrag Kenntner ab S. 38) und im Alter (Beitrag Kwetkat ab S. 42) finden Sie im aktuellen MMW-Schwerpunkt. In der derzeitigen SARS- CoV-2-Pandemie kann es zu Verzögerungen bei den Standardimpfungen kommen. Dies wiederum könnte die Zahl der Infektionen an Masern und an Keuchhusten ansteigen lassen. Deshalb sind alle Ärzte gefragt, ihre Patienten an die Bedeutung von Impfungen zu erinnern.

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Prof. Dr. med. Markus Bleckwenn

Selbstständige Abteilung für Allgemeinmedizin, Universität Leipzig