Eine 25-jährige Frau hatte in der 40. Schwangerschaftswoche spontan ihr erstes Kind entbunden. Die Schwangerschaft war unkompliziert verlaufen, das Mädchen war gut entwickelt. Nach zehn Tagen allerdings zeigten sich an seinem Rücken beunruhigende Hautveränderungen.

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© T. Jansen

Bei der Untersuchung fanden sich in symmetrischer Ausprägung umschriebene, derbe, plattenartige, subkutan gelegene Infiltrate. Die einzelnen Herde waren gut abgrenzbar, auf der Unterlage verschieblich und mit der Kutis verbacken. Die darüber liegende Haut war rötlich verfärbt. Die klinische Verdachtsdiagnose wurde durch eine histopathologische Untersuchung bestätigt.

Es handelte sich um eine Adiponecrosis subcutanea neonatorum. Diese seltene Erkrankung bei Neugeborenen kann auf den ersten Blick mit Phlegmonen oder septischen Infiltraten verwechselt werden. Bei den klinisch sonst unauffälligen Kindern fallen schmerzlose, oftmals livide verfärbte, flächige Hautareale auf, die sich derb und höckrig anfühlen. Diese Hautveränderungen entwickeln sich in der Regel im Laufe der ersten und zweiten Lebenswoche. Prädilektionsstellen sind Schultern, Rücken, Gesäß und proximale Extremitäten, früher auch die Druckstellen der Geburtszange an den Wangen. Das Krankheitsbild tritt zumeist bei reifen Kindern auf und ist durch eine Druckschädigung im Mutterleib bedingt. Nur im Ausnahmefall wird es durch eine Asphyxie oder eine länger andauernde Unterkühlung verursacht. Aseptische Einschmelzung und Entleerung durch die Haut kommen vor.

Histopathologisch finden sich multiple herdförmige Fettgewebsnekrosen, begleitet von einer granulomatösen und fibrosierenden Pannikulitis. Im entzündlichen Infiltrat fallen multinukleäre histiozytäre Riesenzellen mit sternförmigen, doppelt brechenden Kristallen auf. In seltenen, komplizierten Fällen wird nicht nur das subkutane Fettgewebe, sondern auch die darunter gelegene Muskulatur nekrotisch. Wegen möglicher Assoziation mit einer Hyperkalzämie sollte der Serumkalziumspiegel bestimmt werden.

Eine Therapie ist in der Regel nicht erforderlich, da es zur spontanen Rückbildung der Hautveränderungen kommt. Dies kann aber durchaus mehrere Monate dauern.

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PD Dr. med. habil. Thomas Jansen

Höntroper Str. 102, D-44869 Bochum