Patientenautonomie im Fokus -- Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) hat ihre Leitlinie zum Tumorschmerz überarbeitet. An erster Stelle steht die Patientenautonomie.

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8 von 10 Krebs- patienten leiden im Krankheitsverlauf an Schmerzen.

Seit der letzten Version aus dem Jahr 2013 haben sich in der Pharmakotherapie für Tumorschmerzpatienten und der Studienlage zahlreiche Neuerungen ergeben, die in die revidierte Praxisleitlinie eingeflossen sind. Die DGS hat sich dabei ausdrücklich nicht auf die Evidenz beschränkt, sondern auch die Erfahrungen der Anwender und die Bedürfnisse der Patienten in ihren Empfehlungen berücksichtigt.

Das erste Kapitel der Leitlinie ist der Autonomie der Patienten gewidmet, für die DGS "ein zentrales Anliegen aller palliativmedizinischer Bemühungen". Neu ist in dem Abschnitt der Wunsch nach Suizid thematisiert: Suizidalität bedürfe der differenzial- diagnostischen Abklärung. Der Patient habe außerdem in allen existenziellen Fragen Anspruch auf ethische Beratung. Für die palliative Situation wird das Prinzip der prospektiven Palliation empfohlen. Das heißt, zu erwartende Symptome und notwendige Strategien sollen "lange, bevor die Notfallsituation eintritt" besprochen bzw. geplant werden. Ziel aller Maßnahmen ist "eine subjektiv definierte Lebensqualität, nicht allein die Reduktion von Schmerz".

Zur Bewertung von Tumorschmerzen sollen Ratingskalen und das "Total Pain-Konzept" von Cicely Saunders genutzt werden; beim "Total Pain" werden zusätzlich psychologische und soziale Aspekte einbezogen. Betont wird auch die Notwendigkeit, schmerzbedingte Schlafstörungen zu erfassen, weil ohne erholsamen Schlaf mit schwerwiegenden Einschränkungen der Lebensqualität zu rechnen sei.

Im Therapiekapitel erfolgt eine (Neu-)Bewertung von Medikamenten gegen Tumorschmerzen. Es beinhaltet u. a. eine tabellarische Übersicht der Opioide, geordnet nach Wirkeintritt und Wirkdauer. Da viele Patienten auch komplementärmedizinische Therapien nutzen, gibt es dazu ein eigenes Kapitel. Dort werden einige Verfahren genannt, die additiv und individuell in der Hand des geschulten Arztes angewendet werden können. Weitere Kapitel befassen sich mit Durchbruchschmerzen, Koanalgetika und älteren Patienten.

Die Leitlinie ist auf der Webseite der DGS einsehbar (https://dgs-praxisleitlinien.de/tumorschmerz) und kann noch bis Ende April kommentiert werden, bevor dann die endgültige Version veröffentlicht wird.