Bei einer 17-jährigen Frau war vor vier Jahren ein systemischer Lupus erythematodes (SLE) diagnostiziert worden. Zunächst war sie auf eine medikamentöse Therapie mit Methylprednisolon und Hydroxychloroquin eingestellt worden, doch nach zwei Jahren war diese zugunsten einer nicht evidenzbasierten Behandlung gemäß traditioneller chinesischer Medizin beendet worden.

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© N Engl J Med. 2021;384:e9

Augenhintergrund (zusammengesetztes Bild) mit diversen Defekten und Blutungen.

Die Patientin kam nun mit einer hochgradigen Sehverschlechterung am rechten Auge und seit sechs Monaten bestehenden intermittierenden Kopfschmerzen in die Augenklinik. Der aus mehreren Bildern zusammengesetzte Augenhintergrund zeigte eine Mydriasis der rechten Pupille ohne Lichtreaktion, ein Papillenödem, eine ausgeprägte Rarefizierung der Arterien, dilatierte und geschlängelte Venen, ausgedehnte oberflächige und tiefe Blutungen, eine Blässe der Retina und einen kirschroten Fleck im Bereich der Makula. Im Labor war das volle Spektrum eines SLE einschließlich der Phospholipid-Antikörper nachweisbar.

Die Diagnose lautete zentraler arterieller und venöser thrombotischer Verschluss der retinalen Gefäße bei einem SLE mit assoziiertem Antiphospholipid-Syndrom. Trotz Immunsuppression und Antikoagulation hatte sich die Sehleistung einen Monat später nicht gebessert.

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Prof. Dr. med. H. Holzgreve

Internist, München

Quelle: Wu C, Dai R. Central retinal artery and vein occlusion. N Engl J Med. 2021;384:e9