Manchmal, wenn es nicht mehr geht, ruft meine Patientin mich auf meinem privaten Handy an - und das darf sie auch, denn es ist begründet. So war es auch in jener Sonntagnacht. Den Liebesfilm im Fernsehen konnte ich immerhin noch ohne Unterbrechung sehen, bevor sie eine halbe Stunde vor Mitternacht verzweifelt meine Nummer wählte. Es war ein langes, gutes Gespräch, und ich war mir sicher, dass ich sie mal wieder hatte beruhigen können.

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So beschloss ich dann, ins Bett zu gehen. Als ich das Handy auf den Nachttisch legte, muss ich aus Versehen eine Nummer gewählt haben, denn es erschien plötzlich eine lange Anzeige auf meinem Display, die ich vor Schreck schnell wegdrückte. Es nützte nichts. Der Rückruf kam umgehend, und jetzt schaute ich genauer hin: "Seenotrettung Gardasee"! Verschämt ließ ich weiterklingeln, doch kurz darauf bekam ich eine Voicemail: "Pronto, pronto!" schrie ein sicherlich wohlmeinender Seenotretter.

Jetzt musste ich mich ja wohl stellen, sonst würden die noch den Gardasee nach mir absuchen. Also rief ich zurück und klärte das Malheur auf. "Fa niente, fa niente!", beruhigte mich der Diensthabende, und wir plauderten noch richtig nett. Vielleicht sollte ich meiner Patientin mal die Nummer geben.