Eine Metaanalyse legt nahe, dass es für die meisten derzeit verfügbaren Therapien bei Fibromyalgie keine hohe Evidenz gibt. Einige können die Schmerzen reduzieren und die Lebensqualität verbessern.

Eingeschlossen wurden 224 Studien zur Behandlung der Fibromyalgie mit 29.962 Teilnehmern. Die primären Endpunkte der Metaanalyse waren die Schmerzintensität, gemessen auf einer visuellen oder einer numerischen Skala, und die per Fibromyalgia Impact Questionnaire erhobene Lebensqualität.

Eine wissenschaftliche Evidenz für eine kurzfristige Schmerzreduktion fand sich für die kognitive Verhaltenstherapie (gewichteter Mittelwert für den Rückgang: 0,9 Punkte; 95%-Konfidenzintervall: 0,3-1,4) für Schmerzen. Auf mittlere Sicht bewirkten Natriumoxibat (1,2; 0,8-1,6) und Antidepressiva (0,5; 0,4-0,7) einen signifikanten Rückgang. Bei der Lebensqualität fand sich eine Wirkung für die kognitive Verhaltenstherapie und für Antidepressiva (Rückgang um 6,8 Punkte; 5,2-8,5) und Natriumoxibat (8,7; 6,0-11,3).

Allerdings waren die Zusammenhänge schwach, und die Wirksamkeit erreichte nicht die Schwelle für eine minimale klinisch wichtige Veränderung (2 Punkte für Schmerzen, 14 Punkte für die Lebensqualität). Langfristige Effekte ließen sich für keine der untersuchten Therapien nachweisen.

Es ergab sich eine schwache Evidenz für transkranielle Magnetstimulation, transkutane elektrische Nervenstimulation, Akupunktur, Sport, Manualtherapie, Krankengymnastik und Nahrungsergänzungsstoffe. Unwirksam waren Analgetika, Opioide und Biofeedback.

Quelle: Mascarenhas RO, Souza MB, Oliveira MX et al. Association of therapies with reduced pain and improved quality of life in patients with fibromyalgia: a systematic Review and meta-analysis. JAMA Intern Med. 2021;181:104-12

MMW-Kommentar

Die vorliegende Metaanalyse lässt uns weitgehend ratlos zurück. Die Schlussfolgerungen sind im klinischen Alltag nicht wirklich hilfreich. Antidepressiva werden in Übereinstimmung mit der AWMF-Leitlinie "Fibromyalgiesyndrom" empfohlen. Das offenbar wirksame Natriumoxibat ist in Deutschland für diese Indikation nicht zugelassen. Wahrscheinlich ist doch die kognitive Verhaltenstherapie und die Kombination von medikamentösen und nicht-medikamentösen Maßnahmen am wirksamsten. Wichtig ist auch die Erkenntnis, dass Analgetika und insbesondere Opioide nicht wirksam sind.

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Prof. Dr. med. H.-C. Diener

Klinische Neurowissenschaften, Universität Duisburg-Essen