Meine fitte 60-jährige Patientin, Angestellte in einem ortsansässigen Supermarkt, kam zum Check-up. Natürlich empfahl ich ihr eine Impfung gegen Herpes Zoster, da der Impfstoff zur Abwechslung einmal lieferbar war. Nachdem ich ihr allerdings gesagt hatte, dass die Impfung nicht so besonders gut vertragen wird, erbat sie sich Bedenkzeit.

Ein paar Tage später kam sie mit einer Zecke im proximalen linken Oberschenkel. Das Tier war noch ganz klein, wir entfernten es problemlos. Zwei Tage später klagte sie über Missempfindungen im linken Bein, Kribbeln und leichte Schmerzen. Die Einstichstelle war reizlos, ich verschrieb ihr aber trotzdem ein Antibiotikum.

Wiederum einen Tag später kam sie wieder zu mir in die Praxis. Nun hatte sie am linken Bein einen Hautausschlag, gerötet, disseminiert, eher papulös. Sicherheitshalber überwies ich sie unter dem Verdacht auf einen Zoster zur Dermatologin, wo sich die Diagnose bestätigte.

Ich weiß es ganz genau: Wenn sie die Impfung zum Zeitpunkt des Check-ups erhalten hätte, dann hätte sie den Zoster sicher darauf geschoben!