Eine verzweifelte Mutter kam mit ihrem 10-jährigen Sohn zu mir, weil er in der Schule heftige Auseinandersetzungen mit anderen Schülern und auch mit den Lehrern hatte. Er verweigerte seine Mitarbeit im Unterricht und war nur an Dingen interessiert, die im Sichtkreis seines Interesses lagen. Wie ich schnell herausfand, war dieses Interesse merklich eingeengt, aber dafür sehr intensiv.

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Es umfasste alles, was mit Fischen und dem Angeln zu tun hatte. Darin war Peter sehr wissbegierig, wusste auch sehr gut Bescheid und war für sein Alter außerordentlich belesen. Insgesamt ergab sich bei mir der Eindruck eines schweigsamen Kindes. Er war meist desinteressiert an einer Unterhaltung und am Kontakt zu anderen Kindern und auch zu den Lehrern. Die Mutter war deshalb überfordert und erschöpft. Im Unterricht war er oft abgelenkt und gedanklich mit Fischen und Fischarten beschäftigt. Über Fische und das Angeln konnte er stundenlang reden. All dies führte zu heftigen Konflikten mit den Lehrern, die darauf drängten, Peter aus der Privatschule zu entfernen.

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Aquatische Wirbeltiere: kaltblütiges Faszinosum.

Zu mir kam er gerne, weil er sich mit mir über Fische und das Angeln unterhalten konnte. Dabei ließ er auch immer wieder wenigstens kurze Phasen eines Gesprächs über die schulische Problematik zu. Sein Verhalten änderte er aber so gut wie nicht.

Die Mutter beantragte dann eine längere Behandlung bei einem Kinderpsychotherapeuten für ihren Sohn.