Ein älterer Herr kam in die Praxis und klagte über sein Leid mit dem Sodbrennen. Ich wusste bereits, dass er aus Nordafrika eingewandert war. "Sie müssen wissen: Ich bin kein Asylant, sondern habe in diesem Land 30 Jahre lang gearbeitet und Steuern gezahlt", hatte er mir mit deutlichen Worten kundgetan. Nun brauchte er Hilfe bei seinen postprandialen Problemen. "Dass ich abnehmen muss, weiß ich selber!", fügte er noch hinzu.

Bei der Anamnese der Vorlieben stellte sich heraus, dass er gern Kaffee oder Pfefferminztee trank und scharfe Speisen bevorzugte. Auch auf Zitrusfrüchte könne er nicht verzichten. "Das Essen verbindet mich eben mit der Heimat - das kann ich nicht ändern!", erklärte er. Für mich war das eine klare Ansage, dass evidenzbasierte Information hier nicht zum Ziel führen würde.

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Er kann nichts machen, scharfes Essen ist sein Leben

Da half mir der kleine Schalk, der mir manchmal im Nacken sitzt, indem er mir soufflierte. "Ich glaube, ich weiß was passiert ist", fing ich an. Aufmerksam und neugierig hörte der Mann mir zu. "Sie leben doch schon lange hier. Ihre Speiseröhre ist wohl Deutsche geworden!" Jetzt schaute er mich verblüfft an, aber ich machte weiter. "Das gibt es manchmal. Jetzt müssen Sie sich mit ihrer deutschen Speiseröhre wohl arrangieren und ihr in nächster Zeit auch mal braves deutsches Essen geben. Dann werden Sie sich wieder vertragen!" Der Patient brach daraufhin gemeinsam mit mir in Lachen aus - aber er hatte die Botschaft verstanden.