Die Migräne ist die mit Abstand häufigste neurologische Erkrankung. Nach den neuesten epidemiologischen Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) aus 2020 leiden 12 bis 15% aller Frauen und 6 bis 8% aller Männer in Deutschland unter einer Migräne.

Bei der Therapie der neurologischen Erkrankung wird unterschieden zwischen der Behandlung von akuten Migräneattacken und der Prophylaxe der Migräne. Der mit Abstand größte Fortschritt in der Behandlung akuter Migräneattacken war die Einführung der Triptane vor 30 Jahren. Diese Medikamente sind sehr wirksam und haben fast keine Nebenwirkungen. Daher erstaunt es sehr, dass nach RKI-Erhebungen nur 7% aller Menschen, die in Deutschland an einer Migräne leiden, ihre Attacken mit einem Triptan behandeln. Bei häufigen und schweren Migräneattacken besteht die Indikation für eine vorbeugende Behandlung. Hier wird zwischen einer medikamentösen und nicht medikamentösen Therapie unterschieden, wobei beide Verfahren idealerweise kombiniert werden sollten.

Die neueren Erkenntnisse zur Pathophysiologie der Migräne und insbesondere die Rolle des Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) in der Auslösung von Migräneattacken haben zur Entwicklung neuer - in Deutschland noch nicht zugelasser - Arzneimittel zur Akuttherapie von Migräneattacken geführt und monoklonalen Antikörpern gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor zur Migräneprophylaxe den Weg bereitet.

Im aktuellen MMW-Schwerpunkt geht es im ersten Beitrag um die medikamentöse Therapie der Migräne (ab S. 38). Der zweite Artikel von Dipl.-Psych. Anna-Lena Guth, Migräne- und Kopfschmerzklinik Königstein, beschäftigt sich mit den zahlreichen wirksamen nicht medikamentösen Therapieverfahren (ab S. 43). Da diese keine oder nur geringe Nebenwirkungen haben, sollten sie bevorzugt eingesetzt werden. Der dritte Artikel beantwortet die sehr häufig von Patientinnen und Patienten gestellte Frage, ob Nahrungsergänzungsstoffe oder Diäten einen möglichen Nutzen in der Migräneprophylaxe haben (ab S. 46).

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Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener

Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universität Duisburg-Essen