Bislang gibt es wenig Daten darüber, wie sich eine Hypertonie im mittleren Alter auf die spätere Herzfunktion auswirkt. Eine Studie zeigt nun klar, wie bedeutsam eine frühe Blutdruckeinstellung ist.

Ausgewertet wurden die Daten von 4.578 Teilnehmern der Studie Atherosclerosis Risk in Communities (ARIC) mit einem Durchschnittsalter von 75 ± 5 Jahren hinsichtlich Herzinsuffizienz und Mortalität. Keiner der Teilnehmer hatte zu Beginn eine Herzinsuffizienz. Während der Beobachtungsdauer von 24 ± 1 Jahren erfolgten fünf Untersuchungen mit Blutdruckmessungen, aus denen ein Durchschnittswert gebildet wurde. Beim letzten Termin wurde eine Echokardiografie durchgeführt. Für die Diagnose Herzinsuffizienz wurden auch andere vorliegende Befunde herangezogen.

Die Auswertung zeigte, dass das Herzinsuffizienz- und das Mortalitätsrisiko mit den systolischen Blutdruckwerten assoziiert waren. Eine genauere Analyse zeigte, dass die Inzidenz der Herzinsuffizienz bereits signifikant erhöht war, wenn der Blutdruck nur bei einem Termin über 130 mmHg lag. Die Steigerung der Mortalität erreichte nur bei Teilnehmern Signifikanz, die im Durchschnitt Werte über 134 mmHg aufwiesen. Interessanterweise war das Herzinsuffizienzrisiko auch bei Patienten mit Werten unter 130 mmHg bereits erhöht, wenn sie eine antihypertensive Medikation einnahmen.

Quelle: Teramoto K, Nadruz Junior W, Matsushita K et al. Mid- to late-life time-averaged cumulative blood pressure and late-life cardiac structure, function, and heart failure. Hypertension. 2020;76:808-18

MMW-Kommentar

Die Untersuchung zeigt, dass die Blutdruckeinstellung im mittleren Alter wesentlich darüber entscheidet, ob später eine Herzinsuffizienz auftritt. Für die Praxis bedeutet dies, dass eine konsequente Blutdruckeinstellung unmittelbar ab der Hypertonie-Diagnose für die spätere kardiale Prognose wichtig ist. Je früher die Blutdrucknormalisierung gelingt, desto besser ist das im Hinblick auf das Risiko einer Herzinsuffizienz.

Dank ihrer besonders langen Dauer konnte die ARIC-Studie Zusammenhänge aufdecken, die bei üblichen Beobachtungszeiträumen von einigen Jahren der Wahrnehmung entgehen.

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Prof. Dr. med. W. Zidek

Medizinische Klinik für Nephrologie, Charité Berlin