Eine Lektion, die ich in meiner langjährigen Praxis lernen musste, steht in keinem Lehrbuch: Die Mama hat immer recht - bis zum Beweis des Gegenteils. Wie oft schon hielt ich Verdachtsdiagnosen der besorgten Mutter für - vorsichtig gesagt - unwahrscheinlich? Dennoch versuche ich in der Regel, in angemessenem Rahmen das Vorliegen der vermuteten Krankheit zu entkräften. Und wie oft musste ich am Ende erstaunt die Mutter bestätigen?! Der Mutterinstinkt ist oft so viel mehr wegweisend als unsere "Schulweisheit".

figure 1

© MachineHeadz / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Sie nimmt die Klagen ihrer Tochter ernst.

Ich erinnere mich an eine typische Situation vor ein paar Jahren. Das Wartezimmer war gut gefüllt. Die Infektsprechstunde lief auf vollen Touren. Eine besorgte Mutter brachte mir ihre heranwachsende Tochter wegen rezidivierender Bauchschmerzen. Vegetative und gynäkologische Anamnese waren ebenso unauffällig wie die sorgfältige körperliche Untersuchung. Keine B-Symptomatik.

Mit einigen beruhigenden Worten geleitete ich die beiden zur Tür, als es aus der Mutter hervorbrach: "Jetzt bin ich schon zu so vielen Ärzten mit meiner Tochter gegangen, sogar im Krankenhaus war ich schon, und die haben dort noch nicht einmal einen Ultraschall gemacht!"

Ich stutzte. Was kostete es mich, den Schallkopf auf den Bauch zu halten, um den letzten Zweifel an der Harmlosigkeit der Beschwerden zu beseitigen? Also machte ich kehrt und bugsierte die Patientin in den Sonografieraum. Zu meinem großen Erstaunen fand sich in Uterusnähe eine faustgroße Raumforderung. Wie sich herausstellte, hatte sie einen extrem seltenen Keimbahntumor, ein Dysgerminom. Nach Entfernung und Chemotherapie gilt sie bis heute als geheilt.

Wie sehr freue ich mich, wenn ich der inzwischen studierenden jungen Frau im Stadtteil begegne! Die Bemerkung der Mutter und der Appell, der darin für mich lag, haben ihr das Leben gerettet.