Steht uns - Corona-bedingt - in diesem Jahr eine besonders schwere Influenzasaison bevor? Der Infektiologe Prof. Mathias Pletz, Jena, erklärte auf dem Infektio Update, warum diese Sorge berechtigt ist.

Mitten in der Coronapandemie klang es erst einmal wie eine gute Nachricht: Die Grippesaison 2020/21 hat so gut wie nicht stattgefunden. Nur in 0,16% der getesteten Proben wurde auf der nördlichen Hemis-phäre Influenza nachgewiesen.

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Grippeschutz: Für Senioren werden Hochdosis-Impf-stoffe empfohlen.

Mit den zum Schutz vor dem SARS-CoV-2-Virus durchgeführten Maßnahmen sei es im letzten Winter gelungen, die Übertragung von Influenzaviren und anderer Erreger akuter Atemwegserkrankungen sehr effektiv zu verhindern, so Pletz.

Für die bevorstehende Grippesaison sind die Prognosen allerdings umso düsterer, sollten die zwischenzeitlich stark gelockerten Coronamaßnahmen nicht wieder deutlich verschärft werden. Pletz erwartet, dass die Grippewelle besonders schwer ausfällt. Der Grund sei die "nicht aufgefrischte Immunität" gegen die entsprechenden Erreger. Letztlich werde die Impfquote über die Schwere der Grippesaison mitentscheiden.

STIKO: Hochdosisimpfstoff für alle ab 60

Bei Senioren mit ihrer oft eingeschränkten Immun-antwort setzt man bei der Grippeimpfung mittlerweile auf die neu entwickelten Hochdosis (HD)-Impfstoffe. Das Prinzip dahinter ist laut Pletz sehr einfach: Mit der Erhöhung der Antigenmenge könne man eine deutlich bessere Antikörperantwort erreichen.

Die STIKO empfiehlt den inzwischen auch in Deutschland zugelassenen quadrivalenten HD-Influenzaimpfstoff, der die vierfache Antigenmenge der Standardvakzine enthält, mittlerweile allen Menschen ab dem 60. Lebensjahr. Mit dieser Strategie, so eine konservative Schätzung, würde man in einer durchschnittlichen Grippesaison fast 75.000 symptomatische Erkrankungen und 163 Todesfälle verhindern. In einer starken Saison würde sich die Zahl der vermiedenen Fälle noch einmal um den Faktor 4 erhöhen.