Ambulante Patienten mit einem erhöhten Risiko für schwere Verläufe bei COVID-19 erfuhren in einer kontrollierten Studie mit hoch dosiertem inhalativem Budesonid eine knapp drei Tage schnellere Genesung. Auch Hospitalisierungen und Todesfälle waren seltener. Die Datenlage für die Therapie ist somit nicht schlecht.

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Covid-Therapie aus handelsüblichen Inhalatoren.

Zwischen November 2020 und März 2021 wurden insgesamt 4.700 ambulante SARS-CoV-2-Patienten aus britischen Primärarztzentren in die randomisierte, kontrollierte und adaptive Open-label-Plattformstudie PRINCIPLE aufgenommen. Keiner hatte länger als 14 Tage Symptome gezeigt oder war stationär behandelt worden. Alle Patienten waren entweder über 65 Jahre alt oder über 50 Jahre mit relevanten Begleiterkrankungen. Somit handelte es sich um eine Risiko-Population.

Die Teilnehmer wurden randomisiert und erhielten allesamt die übliche symptombasierte Therapie. In der Therapiegruppe erfolgten zusätzlich Inhalationen mit 2 × 800 µg/d Budesonid bis zur Symptombesserung. Insgesamt erhielten 1.998 Patienten die Standardbehandlung, 1.073 zusätzlich Budesonid und 1.639 die Standardbehandlung plus andere Therapien. Täglich wurden Krankheitssymptome über ein Online-Portal erfasst, wobei Lücken durch gezielte Telefonanrufe geschlossen wurden. Primärer Endpunkt waren Krankenhauseinweisungen und Tod, im Verlauf der Studie wurde noch die Krankheitsdauer hinzugenommen.

Die finale Auswertung erfolgte in dieser adaptiven Studie mit 787 Budesonid- und 1.069 Routinetherapie-Patienten. Unter Budesonid berichteten die Patienten im Median 11,8 Tage lang über Beschwerden, in der Kontrollgruppe waren es 14,7 (Differenz: 2,94 Tage, Hazard Ratio: 1,21, p < 0,001). Die Häufigkeit von Tod und Krankhauseinweisung betrug 6,8% vs. 8,8% zugunsten der Budesonidtherapie (Hazard Ratio: 0,75, nicht signifikant). Hinsichtlich sekundärer Endpunkte wie Krankheitslast und Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen ergaben sich weitere Vorteile für Budesonid.

Quelle: Yu LM, Bafadhel M, Dorward J et al. Inhaled budesonide for COVID-19 in people at high risk of complications in the community in the UK (PRINCIPLE): a randomised, controlled, open-label, adaptive platform trial. Lancet. 2021;398:843-55

MMW-Kommentar

Die Studie zeigt in beeindruckender Weise, was die medizinische Forschung in der COVID-19-Pandemie möglich macht. In Großbritannien werden große Patientenzahlen in adaptiven Plattformstudien untersucht, in denen die Therapien immer wieder kurzfristig dem aktuellen Kenntnisstand angepasst werden. Nachteile sind ungewöhnliche Methoden der statistischen Auswertung und Änderungen der Einschlusskriterien oder der Therapieansätze teilweise noch im Verlauf der Studie.

Trotz solcher methodischer Bedenken ist die Studie aber von hoher praktischer Relevanz. Die systemische Therapie mit Steroiden bei Patienten mit respiratorischer Insuffizienz bei COVID-19 gilt mittlerweile als Standard. Kleinere Studien und experimentelle Untersuchungen hatten valide Hinweise für eine Wirkung von topischen Steroiden bei ambulanten Patienten gezeigt. Diese Ergebnisse wurden nun eindrücklich für eine Risikopopulation bestätigt.

Patienten im Alter über 65 Jahren oder über 50 Jahren mit schweren Begleiterkrankungen haben eine geringere Symptomlast und Krankheitsdauer unter den langfristig erprobten, preisgünstigen und nebenwirkungsarmen topischen inhalativen Steroiden (konkret 2 × 800 µg Budesonid). Ob die Häufigkeit von schweren Krankheitsverläufen, die dann eine Krankenhauseinweisung notwendig machen, ebenfalls durch eine solche Therapie beeinflusst wird, müssen weitere Untersuchungen zeigen.

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Prof. Dr. med. G. Nilius

Pneumologie Kliniken Essen-Mitte