Auch mehr Klinikaufenthalte als in der Vergleichsgruppe
Bislang gab es keine schlüssigen Beweise dafür, dass Menschen mit HIV ein höheres Risiko für schwere oder gar tödliche COVID-19-Verläufe haben als solche ohne HIV. Jetzt ist dieser Frage ein US-Forscherteam um Dr. Xueying Yang der Universität von South Carolina in einer großen, bevölkerungsbasierten Studie intensiv nachgegangen.
Verwendet wurden dazu die Daten der US-amerikanischen Nationalen COVID Cohort Collaborative (N3C), eingeschlossen in die Untersuchung wurden alle COVID-19-Fälle von Patienten im Alter ≥ 18 Jahren aus 54 Kliniken im Zeitraum von 1. Januar 2020 bis zum 8. Mai 2021. Insgesamt flossen so knapp 1,5 Millionen COVID-19-Fälle mit verschiedenen Schweregraden und Verläufen der Erkrankung ein, von denen 13.170 Personen eine HIV-Infektion hatten.
Die Ergebnisse: Insgesamt traten 26.130 COVID-19-bedingte Todesfälle auf, davon 445 bei Menschen mit HIV. Nach Bereinigung aller Kovarianten (z. B. Adipositas, Rauchen, Komorbiditäten) hatten HIV-Patienten eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit für einen COVID-19-Tod und einen Krankenhausaufenthalt, aber eine geringere für eine leichte oder mittelschwere COVID-19-Erkrankung als die Vergleichsgruppe. Dies galt insbesondere für Ältere, Männer und Personen mit afroamerikanischen, hispanischen oder lateinamerikanischen Wurzeln. Eine niedrigere CD4-Zellzahl (< 200 Zellen/μl) war mit allen nachteiligen COVID-19-Ergebnissen assoziiert, während eine Virussuppression nur mit einer geringeren Krankenhauseinweisung verbunden war.
Forderung der Autoren: "Das öffentliche Gesundheitswesen und medizinische Einrichtungen müssen angesichts der sich verschärfenden Auswirkungen der Coronapandemie auf gesundheitliche Ungleichheiten ihre Dienste und Hilfen verstärken, um eine Verschlimmerung der COVID-19-Folgen bei Menschen mit HIV zu verhindern, insbesondere bei Personen mit ausgeprägter Immunschwäche."
Quelle: Xueying Y et al. The Lancet HIV 2021; doi: 10.1016/S2352-3018(21)00239-3