Das Wort Sucht kommt von "siechen". Dies wiederum bedeutet das Leiden an einer Krankheit. Die WHO führte 1964 anstelle von Sucht den Begriff der Abhängigkeit oder auch Abhängigkeitssyndrom ein, um einer Stigmatisierung von suchtkranken Menschen entgegenzuwirken.

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Sucht ist eine schwerwiegende Erkrankung. Die betroffenen Menschen verschweigen sie häufig aus Angst vor Stigmatisierung oder aus Scham. Dadurch erreicht viele Menschen mit einem Abhängigkeitssyndrom medizinische Hilfe erst in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium. Umso wichtiger ist eine ausreichende Awareness für Abhängigkeitserkrankungen im Gesundheitswesen. Insbesondere Hausärzte sind häufig die erste Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten mit suchtbedingten Beschwerden. Dabei sollte schon ein gefährlicher Konsum offen mit den Betroffenen besprochen werden.

Im aktuellen MMW-Schwerpunkt "Sucht" beschreiben Prof. Pogarell und Kollegen, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, LMU Klinikum München, neben der Therapie der Medikamentenabhängigkeit auch die Präventionsmöglichkeiten (ab S. 50). Frau Privatdozentin Adorjan, München, gibt in ihrem Beitrag eine Übersicht über die medikamentösen Unterstützungsmöglichkeiten zur Abstinenzerhaltung bei einer Alkoholabhängigkeit (ab S. 46), und Frau Privatdozentin Koller berichtet über die Behandlung bei einer Abhängigkeit von illegalen Opioiden (ab S. 54).

Die Therapie von Suchterkrankungen wird aktuell durch die COVID-19-Pandemie zusätzlich erschwert. Dabei ist zu bedenken, dass viele Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen gesundheitlich erheblich beeinträchtigt sind und somit ein hohes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf bei einer Corona-Infektion aufweisen.

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Prof. Dr. med. Markus Bleckwenn

Selbstständig Abteilung für Allgemeinmedizin, Medizinische Fakultät der Universität Leipzig