Eine 45-jährige Patientin stellte sich mit Veränderungen der Mundschleimhaut vor. Sie berichtete, dass sie starke Schmerzen habe und nur noch schlecht essen könne. Die Inspektion der Mundhöhle zeigte entzündliche Rötungen mit weißlich-gelblichen Pusteln an bzw. distal der muko-gingivalen Grenze.

Eine derartige bakterielle Schleimhautentzündung kann durch viele Umstände begünstigt werden, etwa durch ein Trauma (Verletzung beim Zähneputzen) oder ein örtlich geschwächtes Immunsystem. Für letzteres sprach z. B. die berufliche Stressbelastung der Patientin. Nach einer umgehenden zahnärztlichen Vorstellung ergab sich die Diagnose einer akuten nekrotisierenden Parodontalerkrankung. Die genaue Ätiologie ist unbekannt. Hauptsymptome neben den Schmerzen sind Zahnfleischbluten, übermäßiger Speichelfluss und Foetor ex ore.

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© J. B. Müller

Die Behandlung einer solchen primär nekrotisierenden Erkrankung besteht zunächst in behutsamem Débridement, verbesserter Mundhygiene und Mundspülungen. Im vorliegenden Fall war uns aufgrund des Leidensdrucks aber eine schnelle Bekämpfung der bakteriellen Infektion wichtig. Die Patientin erhielt Penicillin V 1,2 Mega 3 × 1 über eine Woche, begleitet von regelmäßigen Chlorhexidin-Spülungen. Unter der Behandlung kam es zu einer vollständigen Abheilung.

Die Klassifikation der Parodontalerkrankungen wurde in den letzten drei Jahrzehnten mehrfach umgestellt. Bei einem klinischen Bild wie im vorliegenden Fall sollte der Reflex des Hausarztes zum einen sein, einen abwendbaren gefährlichen Verlauf zu identifizieren. Daher ist die Abklärung einer Immunschwäche geboten. Zum anderen sollte man rasch die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem Zahnarzt suchen, um etwaige Infektionsherde im Zahnbereich zu beseitigen und die Zahngesundheit durch nicht weiter zu gefährden.

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Dr. med. Jochen B. Müller

Die Hausärzte am Dom, Neheimer Markt 5, D-59755 Arnsberg