Die Botschaft, dass Herzschutz bei gefährdeten Diabetespatienten Vorrang vor der Einstellung des Blutzuckers hat, ist in der Praxis noch nicht angekommen. Dies zeigte eine aktuelle Studie.

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Patienten mit Typ-2-Diabetes haben ein 2- bis 4-fach erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Mit SGLT-2-Inhibitoren und GLP-1-Rezeptor-Agonisten (GLP-1-RA) gibt es Substanzen, die unabhängig vom HbA1c-Wert die Risiken für kardiovaskuläre Komplikationen senken. Deshalb wird ihr Einsatz von internationalen Leitlinien und der Nationalen VersorgungsLeitlinie bei kardiovaskulär erkrankten Diabetikern dringend empfohlen.

Hier müssen die Ärzte noch erheblich nachjustieren, betonte Prof. Stephan Jacob, Diabetologe in Villingen-Schwenningen. Die gerade beim europäischen Diabetes-Kongress der EASD präsentierten Ergebnisse der CAPTURE-Studie zeigen, dass weltweit ein Drittel aller Diabetiker manifest an atherosklerotischen kardiovaskulären Erkrankungen leidet, aber nur jeder fünfte von diesen leitliniengerecht die kardioprotektiven SGLT-2-Hemmer oder GLP-1-RA erhält. "Das ist grottenschlecht", so Jacob; man dürfe diesen Patienten die prognoseverbessernden Substanzen nicht vorenthalten. Der Diabetologe rät zudem, bei Diabetikern auch nach kardiovaskulären Manifestationen zu fahnden.

In der SUSTAIN-6-Studie wurde die kardiovaskulär präventive Wirksamkeit des einmal wöchentlich zu verabreichenden GLP-1-RA Semaglutid (Ozempic®) belegt [1]. Semaglutid senkte das Risiko für die Endpunkte kardiovaskulärer Tod, Infarkt oder Insult innerhalb von zwei Jahren gegenüber Placebo um 26% (6,6% vs. 8,9%).

In der internationalen Real-World-Studie SURE, deren Ergebnisse ebenfalls auf dem EASD-Kongress gezeigt wurden, bestätigte sich nun die gute Wirksamkeit von Semaglutid auf HbA1c-Wert und Gewicht. Es wurden signifikante Reduktionen von HbA1c-Werten (im median um 1,1%; Ausgangswert: 8,1%) und vom Gewicht (median um 4,7 kg; Ausgangswert 101 kg) in einem breiten Kollektiv mit unterschiedlichen Charakteristika bei guter Verträglichkeit und niedriger Abbruchrate (9,5%) gezeigt, so Jacob. Selbst Patienten, die von anderen GLP-1-RA auf Semaglutid umgestellt wurden, verbesserten ihren HbA1c-Wert im Schnitt um 0,7%, und sie nahmen weitere 3,4 kg ab.

Quellen: [1] Marso SP et al. N Engl J Med. 2016;375:1834-44; Pressekonferenz "Novo Nordisk beim EASD 2021 - Highlights auf einen Blick", Frankfurt a. M., 1. Oktober 2021 (Veranstalter: Novo Nordisk)