Verbesserung der Diagnostik und Optimierung des Therapiemanagements sind die Kernziele der 2021 aktualisierten Nationalen VersorgungsLeitlinie COPD. Beschrieben wird ein Wunschbild der Patientenversorgung, wobei Diskrepanzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit im Alltag erkennbar werden.

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"Ein wichtiger Gesichtspunkt ist die Diagnosestellung am Beginn der Erkrankung, um mit einer frühzeitigen Therapie den Teufelskreis von Luftnot, Inaktivität, reduzierter körperlicher Belastbarkeit und Dekonditionierung zu durchbrechen", erklärte der in Marburg niedergelassene Lungenfacharzt Dr. Timm Greulich. Erste Daten würden zeigen, dass eine konsequente Therapie auch die Mortalität senken kann.

Gefordert wird ebenso eine strukturierte Erfassung von Symptomen und Exazerbationen, eine sorgfältige Einweisung in das Inhalationssystem und die komplette Ausschöpfung nicht medikamentöser Therapien. "Das beste Medikament kann nicht wirken, wenn die Applikation nicht funktioniert", so Greulich. Zu den wichtigsten evidenzbasierten nicht medikamentösen Maßnahmen zählen Tabakentwöhnung sowie regelmäßiges körperliches Training.

LAMA/LABA früh kombinieren

Was die medikamentöse Therapie betrifft, so sind die langwirksamen Bronchodilatatoren - LAMA und LABA - der unverzichtbare Standard und in Kombination dem Duo LABA/ICS überlegen. Außerdem spricht nach vorliegenden Studiendaten vieles für eine frühzeitige kombinierte Gabe von LAMA und LABA, wie z. B. Tiotropium/Olodaterol (Spiolto® Respimat®). Sowohl bei der Lungenfunktion als auch bei der Dyspnoe und dem COPD-assoziierten Gesundheitsstatus ist eine solche Kombination einer Tiotropium-Monotherapie signifikant überlegen [1].

"Für inhalative Kortikosteroide gibt es in der NVL eine eingeschränkte Indikation", so Prof. Michael Dreher, Direktor der Klinik für Pneumologie und Internistische Intensivmedizin, RWTH Aachen. Sie besteht bei Patienten, die trotz einer LAMA/LABA-Kombination weiterhin Exazerbationen haben, oder aber wenn die Erkrankung asthmatische Merkmale zeigt, z. B. erhebliche Schwankungen in der Lungenfunktion. Außerdem sei ein ICS dann sinnvoll, wenn die Eosinophilenzahl im Differenzialblutbild > 300 Zellen/µl beträgt.

Quellen: [1] Buhl R et al. Adv Ther. 2020;37:4175-89; Fachpressekonferenz: "COPD-Management aktuell: Update der Nationalen VersorgungsLeitlinie", 9. September 2021 (Veranstalter: Boehringer Ingelheim)