HIV-Patienten seien nicht anfälliger für eine SARS-CoV-2-Infektion als die Allgemeinbevölkerung, so Prof. Christian Hoffmann vom Infektionsmedizinischen Zentrum Hamburg. Auch das Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko sei nur moderat erhöht, etwa um das 1,5- bis 2-Fache.

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Inzwischen sei zwar eine Vielzahl von Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf bekannt, wie u. a. eine niedrige Zahl von CD4-Helferzellen, wichtigster Risikofaktor sei aber auch bei HIV-Patienten das höhere Lebensalter, betonte Hoffmann. Dass die Sterblichkeit bei HIV-Patienten nur mäßig erhöht ist, könnte somit an der eher jüngeren Altersstruktur von HIV-Patienten in Deutschland liegen.

Im Falle einer HIV-/SARS-CoV-2-Koinfektion muss die antiretrovirale Therapie laut Hoffmann nicht umgestellt werden, da sich Proteasehemmer wie Lopinavir und Darunavir als wirkungslos gegen SARS-CoV-2 erwiesen haben. Ziel sei es, Unterbrechungen der HIV-Behandlung zu vermeiden.

Hoffmann bedauerte, dass HIV-Patienten in den bisherigen großen COVID-19-Impfstudien meist nicht eingeschlossen waren. Es gebe, so Hoffmann, Hinweise darauf, dass HIV-Patienten nach Impfung oder durchgemachter COVID-19-Infektion eine schwächere B- und T-Zell-Antwort gegen SARS-CoV-2 zeigen, v. a. bei schwerem Immundefekt mit niedriger CD4-Zellzahl. Derzeit sei aber noch unklar, ob HIV-Patienten weniger gut vor symptomatischen oder schweren COVID-19-Infektionen geschützt sind und ob ggf. eine dritte Impfung erforderlich ist. Weitere Surveillance-Daten seien deshalb erforderlich.

Quelle: Symposium "Einfluss der SARS-CoV-2-Pandemie auf schwerwiegende Infektionserkrankungen am Beispiel von HIV und Tuberkulose", im Rahmen des 15. Kongresses für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT), 18. Juni 2021 (Veranstalter: Janssen)