In China wurde ein Trainingsprogramm mit App-Unterstützung zur physischen Rehabilitation nach einer stationären COVID-19-Behandlung untersucht. Zwar wurden die spirometrischen Daten nicht verbessert, wohl aber die Leistungsfähigkeit.

Für die Studie wurden 120 Patienten unmittelbar nach der Entlassung aus einer von drei großen Kliniken in zwei Gruppen randomisiert. 59 nahmen sechs Wochen lang an einem ambulanten Teleprogramm teil, das ihnen über eine Smartphone-App physische Trainingsaufgaben vermittelte. Die Patienten im Alter von 17-75 Jahren hatten initial noch eine leichte bis mittelschwere Dyspnoe des Schweregrads 2-3. Klinische Kontrollen durch das Studienteam erfolgten in der jeweiligen Klinik zu Beginn und am Ende der 6-wöchigen Testphase sowie nach 28 Wochen. Zudem wurden wöchentlich telefonische Konsultationen durchgeführt.

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© Lordn / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Das Teleprogramm wurde von Physiotherapeuten speziell für COVID-19-Genesene entwickelt und basierte auf drei- bis viermaligen intensiven Übungen pro Woche mit Atemübungen, körperlicher Belastung (z. B. Kniebeugen) und isometrischem Muskeltraining. Per Telemetrie wurde auch die Herzfrequenz überwacht. Zur Erfolgskontrolle diente die 6-Minuten-Gehstrecke und ein statischer Test, bei dem eine hockende Haltung mit Hüft- und Kniegelenken im 90-Grad-Winkel möglichst lang gehalten werden musste ("Squat"). Hinzu kamen die vollständige Spirometrie und die Beurteilung der Lebensqualität zwei internationalen Scores.

Nach der sechswöchigen Therapie schafften die App-Patienten im Mittel 65,45 Meter mehr in der 6-Minuten-Gehstrecke als die Kontrollpatienten (p < 0,001). Auch 28 Wochen später lag die App-Gruppe im Schnitt um 68,62 Meter vorn (p < 0,001). Den Squat hielten die App-Patienten nach sechs Wochen 20,12 Sekunden länger (p < 0,001), nach 28 Wochen sogar 22,23 Sekunden länger.

Alle spirometrisch erfassten dynamischen und statischen Lungenfunktionsparameter dagegen konnten durch das Rehabilitationsprogramm nicht beeinflusst werden. Einzige Ausnahme war die maximale Ventilationsgeschwindigkeit, die nach der Therapiephase signifikant, nach 28 Wochen aber nicht mehr verbessert war. Generell zeigten aber alle Lungenfunktionswerte eine sukzessive Spontanbesserung über den gesamten Beobachtungszeitraum.

Bei Erfassung der Lebensqualität ergaben sich signifikante Hinweise auf einen positiven Effekt der Rehabilitationsmaßnahmen nach sechs Wochen (p < 0,004) wie auch nach 28 Wochen (p < 0,045). Das subjektive Gefühl einer Verbesserung der Lebensqualität hatte aber mit der Zeit abgenommen.

Quelle: Li J, Xia W, Zhan C et al. A telerehabilitation programme in post-discharge COVID-19 patients (TERECO): a randomised controlled trial. Thorax 2021, online 26. Juli; doi: 10.1136/thoraxjnl-2021-217382

MMW-Kommentar

Die Daten zeigen, dass ein Smartphone-vermitteltes ambulantes Rehabilitationsprogramm zahlreiche Symptome und Funktionen in Bezug auf die körperliche Fitness von COVID-19-Patienten in der Rekonvaleszenzphase verbessern kann, was auch die Lebensqualität steigert. Diese Effekte bestanden auch noch Wochen nach Beendigung der Therapie. Die im Rahmen der Infektion auftretende Lungenfunktionseinschränkung konnte durch die Telerehabilitationstherapie nicht beeinflusst werden - allerdings zeigte sich, dass sich die Lungenfunktion über den gesamten Untersuchungszeitraum sukzessive und spontan besserte.

Die initiale Verbesserung der maximalen Ventilationsgeschwindigkeit in der Therapiegruppe dürfte auf einer verbesserten Kraft der Atemmuskulatur beruhen. Hierfür spricht auch, dass dieser Effekt nicht persistierte. Die Ergebnisse legen nahe, dass physikalische Therapiemaßnahmen nach COVID-19 sehr langfristig angelegt werden müssen.

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Prof. em. Dr. med. Dr.h.c. Reinhardt

Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Haunerschen Kinderspital, München