Es gibt einzelne Hinweise darauf, dass eine Supplementation mit Vitamin D die periphere Insulinsensitivität bei Menschen mit Insulinresistenz oder erhöhtem Risiko dafür positiv beeinflussen könnte. Eine Metaanalyse fand aber keine Evidenz.

Mittels Literaturrecherche wurden 18 randomisierte kontrollierte Studien zur Wirkung einer Vitamin-D-Supplementation auf die Insulinsensitivität aus den Jahren 1980-2018 identifiziert. Insgesamt erhielten darin 612 Teilnehmer Verum und 608 Placebo. Um die Veränderung der Insulinsensitivität zu ermitteln, kam in vielen Studien der Goldstandard, der hyperinsulinämisch-euglykämische Clamp, zum Einsatz. Andere nutzten Indexe, die aus den Ergebnissen oraler oder intravenöser Glukosetoleranztests ermittelt wurden.

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© Schulz Christian / Getty Images 7 iStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Die Vitamin-D-Pillen werden seine Insulinsensitivität nicht steigern.

Berechnet wurde die standardisierte mittlere Differenz (SMD) zwischen Vitamin-D- und Placebogruppe in Bezug auf die initiale Insulinsensitivität. Dabei ergab sich kein messbarer Einfluss der Supplementation (SMD: -0,01, p = 0,87). Die visuelle Beurteilung der Funnel-Plot-Symmetrie wies nicht auf ein mögliches Publikationsbias hin.

Quelle: Pramono A, Jocken JWE, Blaak EE et al. The effect of vitamin D supplementation on insulin sensitivity: a systematic review and meta-analysis. Diabetes Care. 2020;43:1659-69

MMW-Kommentar

Die Ergebnisse stehen im Einklang mit vier früheren Metaanalysen zum Einfluss von Vitamin D auf Glukosestoffwechsel und Insulinsensitivität [Wu C et al. Metabolism. 2017;73:67-76]. Zwei frühere Metaanalysen wiesen dagegen sehr wohl auf günstige Effekte hin [Mirhosseini N et al. J Clin Endocrinol Metab. 2017;102:3097-110]. Letztere berücksichtigten allerdings nur die Glukosehomöostase unter Nüchternbedingungen. Dagegen verwendete die neue Metaanalyse nur Daten, die mittels hyperinsulinämisch-euglykämischem Clamp oder unter Verwendung mehrerer Glukosewerte nach Glukosegabe ermittelt wurden. Diese State-of-the-art-Methoden zeigen keine günstigen Effekte einer Vitamin-D-Supplementation auf die Insulinsensitivität bei Menschen mit Insulinresistenz oder erhöhtem Risiko.

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Prof. Dr. med. K. Müssig

Niels-Stensen-Kliniken, Franziskus-Hospital Harderberg, Georgsmarienhütte