Givosiran (Givlaari®) von Alnylam ist in Deutschland seit April 2020 zur Behandlung der akuten hepatischen Porphyrie (AHP) verfügbar. AHP ist eine seltene, genetisch bedingte Stoffwechselerkrankung, die mit einem Enzymdefekt assoziiert ist. In der Folge kommt es zu einer Ansammlung toxischer Mengen an Zwischenprodukten der Häm-Biosynthese im Körper. Dies zieht Attacken mit starken Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen sowie epileptischen Anfällen nach sich. Da es während der Attacken zu Lähmungen und zum Atemstillstand kommen kann, können die Schübe potenziell lebensbedrohlich sein.

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Givosiran ist mit 2,5 mg/kg Körpergewicht für die Dauertherapie vorgesehen und wird einmal monatlich s.c. verabreicht. Das Medikament ist ein Vertreter der neuartigen RNA-Interferenz(RNAi)-Therapeutika, wobei es sich um eine kurze Doppelstrang-RNA (small interfering Ribonucleic Acid; siRNA) handelt.

Die Zulassung von Givosiran beruht auf den Daten der doppelblinden, placebokontrollierten, multizentrischen Phase-III-Studie ENVISION mit 94 Studienteilnehmern. Unter der Therapie reduzierte sich die mittlere Rate an Attacken bei den 89 Patienten mit akuter intermittierender Porphyrie (AIP), dem häufigsten AHP-Typ, nach sechs Monaten im Vergleich zu Placebo signifikant um 74%. Die Hälfte der mit Givosiran behandelten AIP-Patienten blieben in dieser Zeit frei von Attacken, im Vergleich zu 16% der Probanden des Placeboarms. Die Patienten berichteten außerdem über weniger Schmerzen, einen geringeren Hämin-Gebrauch und höhere Lebensqualität.