Wie wirksam, akzeptabel und sicher ist es, unspezifische Kreuzschmerzen mit Muskelrelaxanzien zu behandeln? Das hat sich eine Gruppe von australischen Wissenschaftlern gefragt und in einer systematischen Übersicht und Metaanalyse von über 30 Studien mit mehr als 6.500 Patienten nach Antworten gesucht.

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© BUgurhan Betin, Stock Adobe

Es fanden sich tatsächlich Hinweise, dass Präparate zur Muskelentspannung vom Nichtbenzodiazepin-Typ in den ersten beiden Behandlungswochen eine statistisch signifikante Besserung herbeiführen. Jedoch betrug die Reduktion der Schmerzintensität im Schnitt nur knapp 8 Punkte auf einer Skala von 0 bis 100. "Die Schwellenwerte für klinisch bedeutsame Unterschiede werden damit nicht überschritten", resümieren McAuley und sein Team. Ein Einfluss auf die körperlichen Einschränkungen war ohnehin nicht zu erkennen.

Zudem war der Evidenzgrad der untersuchten Studien sehr niedrig, die meisten wiesen ein hohes Verzerrungsrisiko auf, sei es durch mangelnde Verblindung, sei es durch viele im Studienverlauf verlorene Probanden und fehlende Intention-to-treat-Analysen. Überdies war nach zweiwöchiger Therapie jeder Unterschied zu den Kontrollprobanden ohne Muskel- relaxanzien so gut wie vollständig verschwunden.

Immerhin lag die Obergrenze des Konfidenzintervalls für die Schmerzreduktion binnen zwei Wochen bei rund 12 Punkten. Ein klinisch relevanter Effekt scheint daher nicht völlig ausgeschlossen zu sein. Und wenn auch nicht alle, so könnten zumindest Untergruppen von Patienten einen Nutzen aus der Muskelrelaxation mit Substanzen vom Nichtbenzodiazepin-Typ ziehen, wie die Forscher bemerken. Erkauft wird das durch ein höheres Risiko von Nebenwirkungen wie Übelkeit, Benommenheit, Schwindel und Kopfschmerzen, was in der Regel aber nicht zum Therapieabbruch führt.

Sichere Aussagen zur Behandlung von Kreuzschmerzen mit Muskelrelaxanzien lassen sich auf dieser Grundlage nicht treffen. Die deutsche Nationale Versorgungsleitlinie rät von ihrem Einsatz bei unspezifischen Kreuzschmerzen ab. Die Leitlinie zum spezifischen Kreuzschmerz empfiehlt solche Substanzen für die morphologische Entität des lumbalen Facettensyndroms. International herrscht keine Einigkeit. Die Studienautoren haben sich 15 Leitlinien angesehen: Sechs raten zu Relaxanzien, darunter die US-amerikanische, fünf lehnen sie wie die belgische ab, und vier Leitlinien - darunter die britische - äußern sich nicht dazu.

Quelle: Nee J et al. Am J Gastroenterol 2021; doi: 10.14309/ajg.0000000000001395