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Jahr 2 der Corona-Pandemie: Vieles hat sich verändert, auch medizinische Veranstaltungen. Wie werden sie in Zukunft aussehen? Dr. Christian Bach, Geschäftsführer von med update, führt aus, wie sich Bewährtes bewahren und neu Gelerntes nutzen lässt.
MMW: In vielen Bereichen wurde der reale durch den virtuellen Austausch ersetzt. Welche Vorteile bieten digitale Kongresse oder Hybridformen?
Bach: Aufgrund des Großveranstaltungsverbots waren und sind virtuelle Formate zunächst die einzige Möglichkeit, größere Fortbildungen durchzuführen. Das hat die Digitalisierung beschleunigt. Ein weiterer Vorteil ist, dass insbesondere hybride Kongresse die Bedürfnisse der Teilnehmer berücksichtigen. Wer den persönlichen Austausch sucht, kann vor Ort sein. Wer nicht reisen kann oder will, Zeit oder Kosten sparen möchte, nimmt von zu Hause aus teil.
MMW: Verändern sich denn die Teilnehmerzahlen durch die Umstellung?
Bach: Wir haben bei einem großen Teil unserer Update-Seminare steigende Teilnehmerzahlen bei den virtuellen Kongressen, auch im Vergleich zu den reinen Präsenzveranstaltungen vor Corona. Hybride Formate gab es bisher wenige, weil die Hygienevorschriften das kaum erlaubt haben. Wir gewinnen durch die Umstellung neue Zielgruppen, die digitalaffiner sind und die wir für eine reine Präsenzveranstaltung nicht so ohne Weiteres hätten gewinnen können.
MMW: Welche Rückmeldungen bekommen Sie zu den neuen Formaten?
Bach: Wir bekommen sehr positives Feedback, etwa zur gelungenen inhaltlichen und technischen Umsetzung sowie zu neuen, rein digitalen Fortbildungsformaten. Wenn unsere teilnehmenden Ärzte etwas vermissen, dann ist es der direkte Austausch untereinander und mit den Referierenden. Daher wünschen sich viele der Teilnehmenden auch, wieder vor Ort dabei sein zu können. Viele erklären, dass sie in Zukunft je nach Situation beide Formate nutzen wollen.
MMW: Kann eine Chat-Funktion bei einem Livestream die Diskussion am Ende von Vorträgen ersetzen, oder wird sie vielleicht sogar besser angenommen?
Bach: Die Vermutung ist genau richtig. Über den Chat erhalten wir wesentlich mehr Fragen und Stellungnahmen als bei Präsenzveranstaltungen. Über ein Mi-krofon vor hunderten Kollegen live eine Frage zu stellen, bedeutet mehr Überwindung als im anonymeren Chat - das ist menschlich. Online werden mehr praxisbezogene und auch vermeintlich einfachere Fragen gestellt.
"Die meisten Teilnehmer wollen bei virtuellen Vorträgen live dabei sein."
MMW: Viele virtuelle Veranstaltungen sind auch nachträglich on demand verfügbar. Was bevorzugen die Zuhörer: Live-Event oder Aufzeichnung?
Bach: Die überwiegende Mehrheit will auch bei virtuellen Vorträgen live dabei sein. Im Nachgang nutzen viele Teilnehmer zusätzlich die Mitschnitte. Deutlich weniger schauen sich ausschließlich die aufgezeichneten Videos an.
MMW: Industrieausstellungen gehörten früher zu Kongressen dazu. Welche Alternativen gibt es, um Pharmabranche und Ärzte in Kontakt zu bringen?
Bach: Da gibt es verschiedene Möglichkeiten, etwa separate Satellitensymposien oder Diskussionsrunden. Diese sind wie bei Präsenzveranstaltungen inhaltlich und organisatorisch klar getrennt vom eigentlichen Fortbildungsprogramm. Wir bieten zudem die Möglichkeit über ein "digitales Foyer" unter anderem Filmbeiträge einzustellen. Auch das wird gut genutzt.
MMW: Bitte springen Sie mit uns in die Zukunft ohne Corona-Pandemie: Wie werden medizinische Kongresse stattfinden: real oder virtuell?
Bach: Wir sind sicher, dass es künftig in Richtung Hybridveranstaltungen gehen wird - das heißt Präsenzveranstaltung und Livestream gleichzeitig. Wir schätzen das Verhältnis derzeit auf ein Drittel Livestream, zwei Drittel in Präsenz - vielleicht sogar 50 zu 50. Das ist im Moment noch eine vage Schätzung, da niemand weiß, wann welche Formate unter welchen Bedingungen wieder erlaubt sein werden.
MMW: Wird die Sehnsucht nach persönlichen Kontakten dazu führen, dass Präsenzkongresse nach Corona boomen?
Bach: Wir sind soziale Wesen, und dazu gehört auch der persönliche Austausch. Insofern ist mit einem Boom zu rechnen. Die Pandemie wird auch nicht das Ende der Präsenzveranstaltungen einleiten. Eine persönliche Diskussion ist von einer anderen Qualität als eine über ein virtuelles Medium. Deshalb bin ich sicher, dass zukünftige Fortbildungskonzepte sowohl Präsenz als auch virtuelle Formate vereinen werden - das Beste aus beiden Welten. Insgesamt ist die Pandemie ein Katalysator, die Digitalisierung dort voranzutreiben, wo immer es zielführend ist. Das Interview führte Joana Schmidt.
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Schmidt, J. "Die Pandemie treibt die Digitalisierung voran". MMW - Fortschritte der Medizin 163, 22 (2021). https://doi.org/10.1007/s15006-021-0170-7
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