Pulmonale Restschäden mit Einschränkungen der Lungenfunktion sind unter genesenen COVID-19-Patienten verbreitet. Österreichische Forscher ermittelten das Ausmaß des Phänomens.

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In eine prospektive, multizentrische Beobachtungsstudie wurden ab dem 29. April 2020 insgesamt 145 stationär behandelte COVID-19-Patienten im mittleren Alter von 57 Jahren eingeschlossen. 63 von ihnen waren Frauen. 60 und 100 Tage nach der Diagnose wurden per Fragebogen mögliche Symptome ermittelt. Darüber hinaus erfolgten je eine klinische Untersuchung, eine Lungenfunktionsuntersuchung, eine transthorakale Echokardiografie, eine thorakale CT sowie diverse Labortests.

Bei der ersten Untersuchung zeigten noch 69% persistierende Symptome. Bei der zweiten hatten immerhin noch 41% Beschwerden, und zwar Dyspnoe (36%), Husten (17%), Durchfall oder Erbrechen (9%), nächtliches Schwitzen (24%), Schmerzzustände (24%), Verlust des Geruchsinns (19%) und/oder Schlafstörungen (28%). Die statischen und dynamischen Lungenfunktionsparameter waren bei der ersten Untersuchung im Mittel auf 42% und bei der zweiten auf 36% reduziert. Im Einzelnen betraf dies beim zweiten Termin bei 22% der Teilnehmer die forcierte Vitalkapazität und/oder die FEV1, bei 11% die totale Lungenkapazität und bei 21% die CO-Diffusionskapazität (p < 0,001). Bei 37% bestand eine Hypoxie, die in der Regel leicht, bei einem Fünftel mäßiggradig ausgeprägt war.

Im thorakalen CT ließen sich charakteristische bilaterale Veränderungen mit Verschattungen und vermehrter feinretikulärer Zeichnung auch 100 Tage nach der Diagnose nachweisen. Die Veränderungen zeigten jedoch eine lineare Abnahme über die beiden Nachuntersuchungen. Im Echokardiogramm waren nach 60 Tagen bei 60% und nach 100 Tagen bei 55% diastolische Dysfunktionen zu beobachten. Hinweise auf eine pulmonale Hypertonie oder einen Perikarderguss bestanden nur in Einzelfällen. Nahezu alle Parameter verbesserten sich zwischen den beiden Untersuchungen signifikant.

Quelle: Sonnweber T, Sahanic S, Pizzini A et al. Cardiopulmonary recovery after COVID-19: an observational prospective multicentre trial. Eur Respir J. 2021;57:2003481

MMW-Kommentar

Bei einem großen Teil der COVID-19-Patienten bestehen auch nach 100 Tagen noch klinisch fassbare Symptome, Lungenfunktionsveränderungen und im CT nachweisbare Veränderungen. Dieser Befund trägt zum Verständnis des Post-COVID-19-Syndroms bei, zu dem eine ganze Reihe Beschwerden - u. a. chronische Fatigue - gerechnet werden.

Die Pathomechanismen sind bisher ungeklärt. Forscher aus Erlangen konnten gerade zeigen, dass bei Betroffenen die Größe und Verformbarkeit verschiedener Blutzellen längerfristig verändert sind, was Schäden der Mikrozirkulation zur Folge hat [Kubánková M et al. Biophys J 2021; doi: 10.1016/j.bpj.2021.05.025]. Wahrscheinlich können aber erst Langzeituntersuchungen zeigen, ob hier tatsächlich eine Korrelation vorliegt.

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Prof. em. Dr. med. Dr.h.c. D. Reinhardt

Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Haunerschen Kinderspital, München