Die Gabe von Multistamm-Probiotika bei Parkinson-assoziierter Obstipation erhöht die Zahl der spontanen Stuhlgänge pro Woche signifikant. Dafür lieferte eine Studie nun Evidenz der Klasse 1.

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Obstipation ist ein wesentliches gastrointestinales Parkinsonsymptom.

In die doppelblinde Studie wurden 72 Patienten aufgenommen, von denen randomisiert 34 vier Wochen lang täglich eine Kapsel mit 10 Milliarden koloniebildende Einheiten von acht unterschiedlichen Bakterienstämmen und 38 Placebo erhielten. Vorbestehende Laxanzientherapien konnten auf möglichst niedrigem Niveau beibehalten werden. Die Teilnehmer führten ein Stuhltagebuch. Primärer Outcome-Parameter war die Zahl spontaner Stuhlgänge während der Wochen 3 und 4 im Vergleich zu den zwei präinterventionellen Wochen.

In der Probiotikagruppe stieg die Anzahl der spontanen Stuhlgänge um 1,0 pro Woche, in der Kontrollgruppe ging sie um 0,3 zurück, sodass der mittlere Unterschied bei 1,3 lag (p < 0,001). Auch sekundäre Parameter wie die Lebensqualität in Bezug auf die Obstipation (p = 0,001) und die Stuhlkonsistenz (p = 0,009) unterschieden sich signifikant. Darüber hinaus berichteten etwa zwei Drittel der Probiotikapatienten, dass sie mit der Maßnahme zufrieden seien - gegenüber weniger als einem Viertel der Kontrollpatienten (p < 0,001). Es ergaben sich keine relevanten Sicherheitsaspekte in der Behandlung.

Quelle: Tan AH, Lim SY, Chong KK et al. Probiotics for constipation in parkinson disease. A randomized placebo-controlled study. Neurology. 2021;96:e772-82

MMW-Kommentar

Die Behandlung der nicht-motorischen Symptome ist unabdingbar für eine umfassende Parkinson-Therapie. Die Obstipation ist ein wesentliches Problem, das aber von Neurologen häufig mit nur wenig Erfolgskontrolle verfolgt wird. Die Studie zeigt, dass probiotische Nahrungsergänzungsmittel sowohl objektivierbare Stuhlgang-Parameter als auch symptombezogene Lebensqualität signifikant verbessern können. Zuvor hatte bereits eine Kombination aus Probiotika und präbiotischen Faserprodukten eine Verbesserung erzielt [Barichella M et al. Neurology. 2016;87:1274-80]. Diese Erweiterung des therapeutischen Portfolios ist sehr erfreulich, zumal sie weitgehend nebenwirkungsfrei ist.

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Prof. Dr. med. J. Kassubek

Universitätsklinik für Neurologie Ulm