Weltweit leben schätzungsweise 37,9 Millionen Menschen mit HIV. Jährlich kommen etwa 1,7 Millionen Neuinfektionen dazu. Da eine Heilung der Erkrankung bisher nicht in Sicht ist, sind prophylaktische Maßnahmen, wie die Entwicklung eines wirksamen Impfstoffs, von höchster globaler Relevanz.

Versuche, einen Impfstoff gegen HIV zu entwickeln, sind bislang jedoch an der hohen Mutagenität des Lentivirus gescheitert. Derzeit läuft eine Phase-III-Studie mit einer tetravalenten Vakzine, die offenbar zu einer deutlich breiteren Immunantwort führt als bisher getestete Strategien. Die Vakzine basiert auf dem gleichen Adenovirus-Vektor (Ad26) wie ein bereits zugelassener Impfstoff gegen SARS-CoV-2.

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Ein Impfstoff gegen HIV? Derzeit läuft eine Phase-III-Studie mit einer tetravalenten Vakzine.

Zu Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs liegt bereits eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Phase-I/IIa-Studie vor, die Lindsay Baden und Kollegen an elf Zentren in den USA sowie einer weiteren Einrichtung in Ruanda (Ostafrika) durchgeführt haben []. An der Studie teilgenommen haben 201 HIV-negative Personen zwischen 18 und 50 Jahren. 98% der Teilnehmer entwickelten nach der Impfung sowohl funktionale humorale als auch zelluläre Immunreaktionen gegen HIV-1.

Das teilweise sehr euphorische Echo in den sozialen Netzwerken ist jedoch nach Ansicht von Experten deutlich verfrüht. So steht der Wirksamkeitsnachweis in Form eines Schutzes vor HIV-Infektion noch aus. Nach PD Dr. Christoph Spinner, München, müsste sich die neue Strategie auch erst einmal als konkurrenzfähig zur bereits zugelassenen PrEP erweisen: "Wir haben bereits eine Präventionsmethode gegen HIV, die zu 99% wirkt."

Quelle: [1]. Baden LR et al. The Lancet HIV 2020;7(10):e688-98; doi: 10.1016/S2352-3018(20)30229-0.; Spinner C. Infektio Update, 7./8. Mai 2021