Eine Krebserkrankung an sich ist schon eine schwere Bürde für jeden Patienten. Wenn dann aber durch Familienanamnese und/oder genetische Testung klar wird, dass ein Risiko sowohl für die Entwicklung weiterer eigener Tumoren als auch für bisher gesunde Familienmitglieder besteht, wird die Belastung enorm. Inzwischen können Mutationen vieler Gene mit der Entwicklung von Tumoren in Zusammenhang gebracht werden. Die beiden Artikel von M. Schönfeld et al. (ab S. 36) und V. Steinke-Lange/ E. Holinski-Feder (ab S. 41) zeigen dies beispielhaft an Brust- und Ovarialkarzinomen sowie an kolorektalen Tumoren.

Wichtig ist nach der Diagnose einer genetisch bedingten Tumorerkrankung die Vermittlung der positiven Seiten dieser Erkenntnis: Durch operative Maßnahmen wie Hysterektomie und Ovariektomie sind die Betroffenen der "Macht der Gene" nicht mehr tatenlos ausgeliefert. Von allen Ärzten gefordert ist jedoch eine hohe Aufmerksamkeit hinsichtlich Anamnese, typischer Krankheitsbilder und Vollständigkeit der pathologischen Untersuchung. Diese Informationen sollten im Rahmen der Nach- sorge von Tumorerkrankungen regelmäßig upgedatet werden. Oberflächlichkeit gefährdet hier nicht nur die Patienten, sondern auch viele Familienmitglieder.

Intitiative zur Krebsprävention - Vision Zero

Im Rahmen der Initiative "Vision Zero: Rote Karte dem Krebs" (vorgestellt auf S. 45) finden Sie außerdem in dieser Ausgabe interessante Beiträge über neue Strategien zur Reduktion von Lungen-, Darm- und Zervixkarzinomen der Autoren F. J. F. Herth, F. T. Kolligs und M. v. Knebel Doeberitz (ab S. 46).

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Dr. med. Bernhard Heinrich

Hämatologisch- onkologische Praxis Heinrich/Bangerter, Augsburg