Seit Beginn der COVID-19-Pandemie verbinden sich große Hoffnungen mit dem Blutplasma von Genesenen. Nun zeigen Studiendaten, dass die Transfusion tatsächlich schwere Verläufe verhindert.

Von Juni bis Oktober 2020 wurden 160 mit SARS-CoV-2 infizierte Patienten im mittleren Alter von 77,2 in Buenos Aires eingeschlossen. Symptome der Infektion durften höchstens seit drei Tagen bestanden haben. Randomisiert erhielten die Teilnehmer entweder 250 ml Rekonvaleszenten-Plasma mit einem IgG-Antikörper-Titer > 1:1.000 gegen das SARS-CoV-2-Spike-Protein oder 250 ml Kochsalzlösung. Die Kosten für eine Portion Plasma lagen lokal bei 186,25 US-Dollar. Primärer Endpunkt war die Entwicklung einer schweren respiratorischen Erkrankung mit erhöhter Atemfrequenz und einem Abfall der Sauerstoffsättigung auf < 93%.

Vier Patienten in der Verumgruppe erlitten noch vor der Plasmagabe eine Verschlechterung; trotzdem erfolgte eine Intention-to-treat-Analyse. Dabei ergab sich für die Plasmagabe für den primären Endpunkt ein relatives Risiko von 0,52 (13 vs. 25 Fälle) und für eine lebensbedrohliche respiratorische Insuffizienz eines von 0,4. In der Plasmagruppe starben 2, in der Kochsalzgruppe 4 Patienten.

In der Plasmagruppe wurden höhere Antikörper-Titer nachgewiesen, auch zeigte sich ein dosisabhängiger Zusammenhang mit dem Antikörpergehalt des Spenderplasmas. Für hochtitriges Plasma lag die Number needed to treat zur Verhinderung eines schweren Verlaufs 4.

Quelle: Libster R, Pérez Marc G, Wappner D et al. Early high-titer plasma therapy to prevent severe Covid-19 in older adults. N Engl J Med. 2021;384:610-8

MMW-Kommentar

Wirksame und kostengünstige Therapieansätze für COVID-19 sind dringend notwendig. Das Ziel sollte immer sein, schwere Krankheitsverläufe zu vermeiden - und dafür muss zu einem frühen Zeitpunkt der Infektion eine Beseitigung des Virus erreicht werden. Ein hohes Alter scheint der Hauptrisikofaktor für einen schweren Verlauf zu sein. Die vorliegende Studie berücksichtigt diese Erkenntnisse. Im Zusammenhang mit aktuellen Daten zu monoklonalen Antikörpern ergeben sich neue Therapieansätze für COVID-19. Nun muss ermittelt werden, welche Patienten wovon am meisten profitieren.

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Prof. Dr. med. G. Nilius

Pneumologie, Evangelische Kliniken Essen-Mitte