Allgemein herrscht die Ansicht, dass selbst eine hoch dosierte Kortisongabe über mehrere Tage nicht mit wesentlichen Nebenwirkungen verbunden ist. Bei Kindern sollte man aber deutlich vorsichtiger sein.

In die Studie einbezogen wurden 4.542.623 Personen unter 18 Jahren, die in den Jahren 2013-2017 in der Datenbank der taiwanischen Krankenversicherung erfasst wurden. 23% von ihnen hatten eine orale Therapie mit Kortikosteroiden über maximal 14 Tage erhalten, meistens wegen einer Exazerbation einer Atemwegserkrankung oder einer allergischen Erkrankung. Die mittlere Dosis in Prednison-Äquivalenten betrug 6 mg/d, die mittlere Therapiedauer drei Tage. Das mittlere Alter lag bei 9,5 Jahren, der Anteil der Jungen bei 51%.

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© Prostock-Studio / Getty Images (Symbolbild mit Fotomodellen)

Bei einerAsthma-Exazerbation ist ein Kortisonstoß eine Option.

Die Patienten wurden über einen Zeitraum von 90 Tagen verfolgt, um das Auftreten von vier schweren Nebenwirkungen zu erfassen. Dabei zeigten sich in der Kortisonstoß-Gruppe höhere Inzidenzen für gastrointestinale Blutungen, Pneumonien und Sepsis, nicht aber für Glaukome. Signifikant erhöht waren die Risiken v. a. im Zeitraum zwischen Tag 5 und Tag 30 nach Initiierung der Kortisontherapie, mit Inzidenzraten für eine gastrointestinale Blutung von 1,41, für eine Sepsis von 2,02 und für eine Pneumonie von 2,19. Im Zeitraum zwischen Tag 31 und Tag 90 waren die Risiken geringer, aber für die gastrointestinale Blutung (Inzidenzrate 1,10) und die Pneumonie (1,09) immer noch signifikant erhöht.

Quelle: Yao TC, Wang JY, Chang SM et al. Association of oral corticosteroid bursts with severe adverse events in children. JAMA Pediatrics 2021, online 19. April; doi: 10.1001/jamapediatrics. 2021.0433

MMW-Kommentar

Die Stoßtherapie mit Kortikosteroiden bei akuten allergischen bzw. entzündlichen Atemwegserkrankungen ist bei Kindern mit einem erhöhten Risiko für gastrointestinale Blutungen, Sepsis und Pneumonien verbunden, v. a. im ersten Monat. Haus- und Kinderärzte sollten diese Patienten deshalb regelmäßig hinsichtlich möglicher Nebenwirkungen kontrollieren - nicht nur während der Stoßtherapie, sondern auch noch mindestens vier Wochen danach.

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Prof. em. Dr. med. Dr. h. c. D. Reinhardt

Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Haunerschen Kinderspital, München