Seit dem 1. Mai ist in Deutschland die erste langwirksame duale HIV-Therapie verfügbar, die in der Erhaltungsphase nur alle zwei Monate i.m. verabreicht werden muss.

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Die beiden Wirkstoffe werden i.m. in je eine Gesäßseite appliziert.

Die duale HIV-Injektionstherapie kombiniert den HIV-Integrasehemmer (INI) Cabotegravir (Vocabria®) mit dem nicht nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitor (NNRTI) Rilpivirin (Filmtabletten: Edurant®; Depot-Injektionssuspension: Rekambys®). Zur Beurteilung der Verträglichkeit sollte das Therapieschema wie folgt ablaufen: In der oralen Einleitungsphase werden zunächst beide Wirkstoffe mindestens 28 Tage lang einmal täglich als Tablette eingenommen. Im zweiten und dritten Monat werden die beiden Suspensionen durch medizinisches Personal i.m. in je eine Gesäßseite appliziert (Initiierungsphase). Ab dem fünften Monat erfolgen die Injektionen alle zwei Monate (Erhaltungsphase), so Ulrike Mucha, Commercial Director von ViiV Healthcare, Deutschland.

Präferenz der Patienten hoch

Cabotegravir plus Rilpivirin ist zur Behandlung erwachsener HIV-Patienten, die unter einem stabilen antiretroviralen Regime virologisch supprimiert sind, indiziert. Basis der Zulassung bildeten die Phase-III-Studien ATLAS-2M, FLAIR und ATLAS. Die 96-Wochen-Daten der Studie ATLAS-2M zeigten, dass die Injektionen im Abstand von zwei Monaten bei virologisch supprimierten Erwachsenen der monatlichen Applikation nicht unterlegen waren. Nach 96 Wochen waren 90,2% der 523 Patienten mit monatlicher und 91,0% der 522 Patienten mit zweimonatlicher Gabe virologisch supprimiert [1].

Die Präferenz der langwirksamen Therapie seitens der Patienten war hoch, so Holger Rovini, Medical Director von ViiV Healthcare, Deutschland. 98% der Studienteilnehmer zogen die zweimonatlichen Injektionen der täglichen oralen Einnahme während der Einleitungsphase vor.

Tägliche Tabletteneinnahme belastet

Dr. Hans Jäger, Medizinisches Versorgungszentrum am Goetheplatz in München, gab zu bedenken, dass die tägliche Tabletteneinnahme HIV-Patienten emotional und psychosozial belasten. Die internationale Umfrage "Positive Perspectives" mit 1.111 HIV-positiven Teilnehmern untermauert diese Aussage. 58,4% der befragten Patienten empfanden die tägliche Einnahme von HIV-Medikamenten als eine stetige Erinnerung an die eigene Erkrankung, und 37,9% sahen ein Risiko, dass Menschen in ihrem Umfeld dadurch von ihrer HIV-Infektion erfahren könnten. 54,7% standen deshalb einer langwirksamen Therapie offen gegenüber [2].

"Da die HIV-Therapie zunächst zeitlich noch unbegrenzt ist, ist es umso wichtiger, jedem Patienten eine individuelle Therapie anbieten zu können", so Jäger. Er selbst habe im Studiensetting seit fünf bis sechs Jahren gute Erfahrungen mit der langwirksamen dualen Injektionstherapie gemacht.

Quelle: [1] Jaeger H et al. Abstract 401, im Rahmen der "Virtual Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections", 6-10. März 2021; [2] De los Rios P et al. AIDS Behav. 2021;25:961-72; Pressekonferenz "Highlight aus der HIV-Forschung: ViiV Healthcare macht die erste langwirksame Injektionstherapie verfügbar", 15. April 2021 (Veranstalter: ViiV); nach Information von Janssen