Dr. C. P., Allgemeinarzt, Bayern: Wir haben eine gut gehende Hausarztpraxis in Oberbayern mit einem zufriedenstellenden Anteil an Privatpatienten. Überraschenderweise sind während der Pandemie einige zurück in die GKV gewechselt. Muss ich das für die zukünftige Entwicklung einplanen?

MMW-Experte Walbert: Mein Kompliment! Sie scheinen die Entwicklungsdaten Ihrer Praxis im Blick zu haben. Es erscheint einerseits richtig, das Praxismarketing auf die Zielgruppe der Privatpatienten auszurichten, indem die Bedürfnisse ermittelt und ein ansprechendes Angebot entwickelt wird. Andererseits sollten niedergelassene Ärzte insbesondere in wirtschaftlich kritischen Zeiten nicht allzu viel Hoffnung auf einen Zuwachs der Privatpatienten setzen. Es ist besser, davon auszugehen, dass deren Anzahl künftig eher ab- als zunimmt. So sind z. B. die ehemaligen Post- und Bahnbeamten eine aussterbende Klientel.

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Einige Privatpatienten sind nicht mehr zufrieden mit den Leistungen ihres Versicherungsunternehmens.

Aus wirtschaftlichen Gründen wird infolge der Pandemie sicherlich der eine und andere aus der PKV zurück in die GKV wechseln - wenn individuell die Möglichkeit besteht. Der einzige Zuwachs wird durch die zunehmende Anzahl der Beamten entstehen - dies aber auch nur so lange, wie eine Bürgerversicherung politisch nicht durchgesetzt werden kann. Und dann gibt es noch die Gruppe der GKV-Patienten, die durch eine Zusatzversicherung in der ambulanten Behandlung zum Privatpatienten werden. Diese Klientel wird aber eher einen bescheidenen Umfang annehmen.

Fazit: Es sieht so aus, als sollte man sich rechtzeitig auf diese möglichen Veränderungen einstellen - und sich nicht darauf verlassen, dass Einnahmeverluste aus der GKV durch die PKV ausgeglichen werden.

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Helmut Walbert

Allgemeinarzt, Medizinjournalist und Betriebswirt Medizin