Gleich zu Beginn meiner Weiterbildung zum Facharzt für Innere Medizin wurde ich - motiviert, aber unerfahren - auf einer kardiologisch geprägten Station eingeteilt. Diese wurde von einer klinisch exzellenten, aber sehr strengen Oberärztin alter Schule geleitet. Medizinisch ganz am Anfang stehend war meine Hilfe zur Bewältigung des enormen Arbeitspensums sicherlich nur gering. Im Gegenteil, der Oberärztin fiel die Supervision unserer Tätigkeiten und damit eine deutliche Mehrbelastung zu.

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Es geht nichts über sichere, empathische Patientenansprache.

Somit blieben mir zunächst die einfacheren manuellen Aufgaben vorbehalten, insbesondere die Aufklärungen über diagnostische und therapeutische Maßnahmen. Begleitet war meine Tätigkeit von einer dauerhaft bestehenden Angst vor Fehlern - und insbesondere den damit verbundenen, teilweise recht resoluten Zurechtweisungen durch meine Lehrerin. "Lehrjahre sind keine Herrenjahre", dachte ich mir und versuchte zu bestehen. Mir meiner sonstig gefühlten Unfähigkeit bewusst, gab ich mir daher besonders bei diesen Dingen Mühe und nahm mir für die Aufklärungen ausreichend Zeit, was von den Patienten honoriert wurde.

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Eines Tages kam eine im Haus bekannte, aber für mich neue Patientin mit chronisch dekompensierter Herzinsuffizienz zur Aufnahme. Bei ausgeprägten Pleuraergüssen und anstehender Punktion fiel mir wiederum die Aufklärung darüber zu, welche ich auch mit Hingabe und offensichtlichem Eindruck auf die Patientin durchführte. Nachdem ich die Dame gelagert, die Utensilien bereitgelegt und auch sonst alles vorbereitet hatte, rief ich für die Punktion meine Oberärztin. Als diese aber das Zimmer betrat und sich in Position brachte, rebellierte die Patientin energisch und sagte: "Nee, nee, nee das macht mal schön der Oberarzt!"

Zunächst zähneknirschend, dann aber schmunzelnd trat meine bis heute geschätzte Lehrerin beiseite und sagte zu mir: "Na, dann mal los!" So kam ich zu meiner ersten Pleurapunktion.