Unter Erwachsenen zeichnet sich in Deutschland zwar ein erfreulicher Impftrend ab, der aktuellen Analyse der Ständigen Impfkommission (STIKO) zufolge sind die erhofften Quoten aber noch längst nicht erreicht.

figure 1

© Geber86, iStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Bei der Grippeimpfung gibt es große Unterschiede in den KV-Regionen.

Die STIKO hat im November 2020 mit Daten der KV-Impfsurveillance die Quoten aller für Erwachsene empfohlenen Impfungen zusammengefasst. Neu hinzugekommen sind Analysen zur Influenza-Impfung in der Schwangerschaft sowie zur Herpes-Zoster- und FSME-Impfung.

Influenza

Nachdem die Impffreudigkeit gegen Influenza bei Personen ab 60 Jahren lange zurückging, zeichnete sich 2018/19 ein leichter Anstieg ab, der sich in der Folgesaison fortsetzte. Dennoch ließen sich auch 2019/20 bundesweit nur 39% der Senioren impfen, was weit unter dem Ziel von 75% liegt. Selbst bei Menschen mit impfrelevanten Grunderkrankungen sieht es mit einer aktuellen Impfquote von 32% nicht besser aus. Dabei hält das Robert Koch-Institut (RKI) eine hohe Influenza-Impfquote bei Risikogruppen gerade jetzt zu Zeiten der Corona-Pandemie für wichtig, um während der Grippewelle schwere Krankheitsverläufe und damit auch Engpässe in Krankenhäusern zu vermeiden.

Da die Schwangerschaft als wichtiger Risikofaktor für schwere Influenzaverläufe gilt, empfiehlt die STIKO die Impfung seit 2010 für gesunde Schwangere ab dem 2. Trimenon, für solche mit chronischen Erkrankungen ab dem 1. Trimenon. 2019/20 nahmen dies jedoch bundesweit nur 17% der Frauen in Anspruch. Die Impfquote in den einzelnen KV-Gebieten variiert aber stark: Sachsen-Anhalt wies mit 29,5% die weitaus höchste Impfquote auf, gefolgt von Sachsen (23,5%) und Berlin (22,9%). Am wenigsten häufig wurden Schwangere in Baden-Württemberg und Bayern geimpft (13,5% bzw. 13,3%).

Vorbildlich verhalten sich einer Onlinebefragung zufolge dagegen die Klinikärzte: 79% von ihnen ließen sich in der Influenza-Saison 2019/20 impfen. Schlechter geschützt waren die Pflegekräfte: Zwar stieg deren Impfquote 2018/19 um 15 Prozentpunkte, im Folgejahr erreichte sie aber dennoch nur 47%.

Pneumokokken

Auch bei der Pneumokokken-Impfung zeichnet sich seit 2017 ein positiver Trend ab, der sich im ersten Quartal 2020 während der COVID-19-Pandemie verstärkte. Bei erhöhter Nachfrage, die schließlich zu einer Impfstoffverknappung geführt hat (s. Kasten), waren bis zum 1. Quartal 2020 bundesweit 24% der über 60-Jährigen gegen Pneumokokken geimpft. 19% der Personen mit impfrelevanten Grunderkrankungen hatten innerhalb der letzten sechs Jahre bis zum 1. Quartal 2020 eine Indikationsimpfung erhalten.

STIKO-Hinweise bei Lieferengpässen unter https://t1p.de/ujru

Zum Vorgehen bei eingeschränkter Lieferfähigkeit von Pneumokokken-Vakzinen hält die STIKO fest: "Wegen der breiten Abdeckung von Pneumokokken-Serotypen kann Pneumovax 23 nicht durch einen anderen niedriger valenten Pneumokokkenimpfstoff ersetzt werden. Sollten Erwachsene dennoch alleinig mit Prevenar 13 oder Synflorix geimpft worden sein, sollte eine Impfung mit Pneumovax 23 bei Wiederverfügbarkeit in einem Abstand von minimal 2, besser jedoch 6-12 Monaten nachgeholt werden."

Herpes Zoster

Seit Dezember 2018 empfiehlt die STIKO allen gesunden Personen über 60 Jahren die Impfung mit dem adjuvantierten Herpes-Zoster-subunit-(HZ/su-)Totimpfstoff (Shingrix®) mit 2 Impfstoffdosen im Abstand von mindestens 2 bis maximal 6 Monaten zur Verhütung von Herpes Zoster, seinen Komplikationen und Spätfolgen. Auch hier gibt es seit Mitte 2019 Lieferengpässe. In diesem Zusammenhang weist die STIKO darauf hin, dass die Vervollständigung begonnener Impfserien Vorrang haben soll. Neue Impfserien sollen nur gestartet werden, wenn die Verfügbarkeit der zweiten Dosis gewährleistet ist. Allerdings wird die Herpes-Zoster-Impfung bislang von nur wenigen Menschen in Anspruch genommen. Im ersten Jahr der generellen Kostenübernahme waren dies von Quartal 1/2019 bis Quartal 1/2020 nur 1,5% der Berechtigten ab 60 Jahren, bei der zweiten Impfung sogar nur 0,7%.

Diphtherie, Tetanus, Pertussis

Den ambulanten Abrechnungsdaten zufolge hatte zwischen 2016 und 2019 nur gut die Hälfte der Erwachsenen in den letzten 10 Jahren ihren Tetanus-Diphtherie-Impfstatus aktualisiert. Allerdings, so die STIKO-Experten, waren bei dieser Analyse nicht die Impfleistungen aus der stationären und Notfallbehandlung berücksichtigt worden, was zu Ungenauigkeiten der Daten führen kann.

Seit 2009 wird empfohlen, bei der nächstfälligen zehnjährlichen Td-Impfung einmalig einen Impfstoff mit zusätzlicher azellulärer Pertussis-Komponente einzusetzen. Dies wird immer häufiger realisiert. 2019 hatten 42% der Erwachsenen in den letzten 10 Jahren eine Pertussis-Impfung erhalten.

Masern

Nach 1970 Geborenen wird die einmalige Masern-Impfung empfohlen, falls sie bislang nicht oder nur einmal in der Kindheit geimpft wurden oder der Impfstatus unklar ist. Die landesweite Impfinzidenz lag 2019 bei 1,1%. Welche Auswirkungen das Anfang 2020 in Kraft getretene Masernschutzgesetz auf die Impfquoten hat, lässt sich noch nicht abschätzen.

FSME

Personen in Risikogebieten empfiehlt die STIKO die FSME-Impfung, und zwar ausdrücklich auch Erwachsenen. Denn nur 5-10% aller FSME-Fälle treten bei Kindern unter 15 Jahren auf. Ab einem Alter von 40 Jahren steigen die Inzidenz und das Komplikationsrisiko. Dennoch wiesen im Jahr 2018 nur 17% der Erwachsenen in ausgewiesenen Risikogebieten der KV-Regionen einen aktuellen Impfstatus auf. Die höchste FSME-Impfquote wurde in Thüringen erreicht (30%), die niedrigste im Saarland (8%).

Quelle: Robert Koch Institut. Epidemiologisches Bulletin 2020;47; 19. November 2020