Bei Patienten mit Asthma sehen die Leitlinien eine allergologische Stufendiagnostik vor. Gerade bei schwerem Asthma sollte man - neben schlechter Therapieadhärenz - persistierende Trigger als Ursache erwägen. Eine deutsche Studie zeigt, dass das zu erwartende Allergenspektrum breit ist.

356 Patienten (Männeranteil: 22,5%) mit schwerem Asthma bronchiale wurden serologisch auf 26 perenniale und 8 saisonale Allergene getestet, darunter Tierepithelien (Katze, Hund, Pferd, Nager), Insekten (Trogoderma angustum, Schaben, Maulbeerseidenmotte), Hausstaub- und Vorratsmilben, Ambrosia, Birke, Wiesen-Lieschgras und Beifuß. Bestimmt wurden Gesamt-IgE und spezifisches IgE (sIgE). Ein sIgE-Wert von > 0,35 kU/l wurde als Sensibilisierungsnachweis definiert. Patienten, die den Anti-IgE-Antikörper Omalizumab einnahmen, wurden nicht aufgenommen. 61,2% der Teilnehmer wiesen eine exogen-allergische Rhinitis auf, 32,3% eine Nahrungsmittelallergie und 23% eine atopische Neurodermitis.

60% der Patienten zeigten eine Sensibilisierung gegen mindestens ein perenniales und 50% gegen mindestens ein saisonales Allergen. Etwa jeder fünfte Patient war gegen mehr als zehn Allergene sensibilisiert. Nur 27,8% wiesen keinerlei Sensibilisierung auf. Am häufigsten waren Sensibilisierungen gegen Major-Allergene von Wiesen-Lieschgras (Phl p 1, Phl p5) und Birke (Bet v 1) sowie Tierepithelien (Katze/Hund).

figure 1

Lieschgras: © 49pauly / Getty Images / iStock

figure 2

Birke: © Beeldbewerking / Getty Images / iStock

figure 3

Hund: © smrm1977/ Getty Images / iStock

figure 4

Katze: © MW47 / Getty Images / iStock

Wiesen-Lieschgras, Birke, Hund und Katze lösten am häufigsten Reaktionen aus.

MMW-Kommentar

Das Ergebnis ist etwas überraschend, da bei Patienten mit der Erstdiagnose Asthma bronchiale im Erwachsenenalter ("adult-onset asthma") eher eine geringere allergische Diathese zu erwarten wäre. Allerdings zeigte bereits eine frühere Studie eine hohe Sensibilisierungsrate bei erwachsenen Asthmatikern [Busse PJ et al. J Asthma. 2010;47:781-5]. Die häufige Sensibilisierung gegen Wiesen-Lieschgras und Birke entspricht den Ergebnissen der deutschen Studie DEGS1 [Haftenberger M et al. Bundesgesundheitsbl. 2013;56:687-97], in der 48,6% der Teilnehmer mindestens eine Sensibilisierung aufwiesen.

Ob bei Patienten mit schwerem Asthma ohne serologischen Sensibilisierungsnachweis eine Allergie definitiv ausgeschlossen ist, bleibt fraglich, da die Serologie als unzuverlässig gilt. Auch sollte die "Seltenheit" eines Allergens in der Praxis hinterfragt werden, da sie je nach geografischem Vorkommen relativ ist. Beispiele von seltenen, aber gut vermeidbaren Allergiequellen sind Brennnesseln, Schaben, das Futter bei Reptilienhaltung, Hirse bei Vogelhaltung oder auch Papain im Fleischweichmacher.

Quelle: Kleine-Tebbe J, Mailänder C. Patterns of allergen sensitization in patients with severe asthma in Germany. J Allergy Clin Immunol Pract. 2020;8:744-746.e3

figure 5

Prof. Dr. med. M. Kohlhäufel

Lungenpraxis, Ärztezentrum, Stuttgart