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Zu den Opfern von SARS-CoV-2 gehören auch viele Kongresse und andere Präsenzfortbildungen. Was Kammern und KBV unternehmen, um Ärzte vor einem Defizit auf ihrem Punktekonto zu bewahren, erläutert Dr. med. Günther Matheis. Er ist u. a. Vorsitzender der Ständigen Konferenz "Ärztliche Fortbildung" bei der Bundesärztekammer.
MMW: Hat sich der Ausfall von Präsenzfortbildungen auf den CME-Punktekonten der Ärzte bemerkbar gemacht?
Matheis: Wir haben damit gerechnet, dass es einen größeren Einbruch geben wird. Die meisten Ärzte werden erst im nächsten Frühjahr und Sommer betroffen sein, weil viele, die ihre Punkte bis Ende 2020 benötigen, ihr Punktekonto bereits vorher kontinuierlich gefüllt haben.
MMW: Welche Vorkehrungen haben KBV und Ärztekammern getroffen, um den 2021 drohenden Punktemangel abzupuffern?
Matheis: Die KBV hat im März beschlossen, die Frist für den Fortbildungsnachweis bis zum 30. September zu verlängern. Die Bundesärztekammer hat der Fristverlängerung zugestimmt. Es hat sich aber zügig gezeigt, dass dies nicht ausreicht. Ich habe dann vorgeschlagen, dass wir allen Ärzten in diesem Jahr 50 Punkte zubuchen. Das vor dem Hintergrund, dass wir ja alle jeden Tag etwas gelernt haben: Wir haben Fieberambulanzen aufgebaut, neue Organisationsstrukturen geschaffen, "Corona-Krankenhäuser" etabliert und jeden Tag einen Podcast von Prof. Drosten gehört. Ich bin überzeugt, dass Fortbildung nicht besser gelebt werden kann als in dieser Zeit. Wir haben die Idee in der Bundesärztekammer diskutiert. Knapp die Hälfte der Kammern, u.a. Rheinlad-Pfalz und Niedersachsen, hat sich dem Vorschlag angeschlossen, allen Ärzten 50 Punkte dazu zu buchen.
Die KBV hat aktuell eine weitere Fristverlängerung bis zum Jahresende gewährt. Ich halte aber den Punktezuschlag für sinnvoller, weil wir das derzeitige System nicht verändern müssen und keine IT umgestellt werden muss.
MMW: Die Ärztekammern haben auf die erschwerte Fortbildungssituation auch mit Ausnahmeregelungen bei der Anerkennung von Fortbildungsmaßnahmen reagiert. Was hat sich hier geändert?
Matheis: In der Vergangenheit haben wir zum allergrößten Teil auf Präsenzveranstaltungen gesetzt. Die Formate Webinar oder Hybridveranstaltung sind jetzt erst richtig aufgekommen und aufgeblüht. Ich bin überzeugt, dass wir in Zukunft viel stärker auf solche Settings abheben müssen. In der Fläche lassen sich damit viel mehr Personen erreichen.
MMW: Wie kann man Veranstaltungen der Kategorie A, bei denen es keine Lernerfolgskontrolle gibt, in ein virtuelles Format übertragen? Braucht man nicht irgendeine Form der Anwesenheitskontrolle?
Matheis: Auch bei großen Kongressen können wir nicht unbedingt kontrollieren, ob und wie lange jemand tatsächlich im Sitzungssaal war. Für Live-Online-Veranstaltungen brauchen wir aber schon eine gewisse Kontrolle. Hier gibt es bereits entsprechende IT-Lösungen, beispielsweise, dass man nach einer gewissen Zeit eine Taste drücken muss.
MMW: Gibt es auch bei Veranstaltungen der Kategorie C, also Arbeitsgruppen, eine Verlagerung ins Internet?
Matheis: Ich kann mir vorstellen, dass sie auch im Netz stattfinden können. Wir werden einen Digitalisierungsschub erleben. Wenn man sich kennt, etwa in Arbeitsgruppen, kann man per Videokonferenz sehr gut und u. U. sogar besser zusammenarbeiten, als wenn für eine spezielle Frage eine Präsenzveranstaltung stattfindet.
Grundsätzlich lassen sich Online-Fortbildungen leichter in den Alltag integrieren. Es ist eine ganz andere Situation, ob Sie sich abends von 19 bis 20 Uhr vor den PC setzen, einen Vortrag hören und vielleicht noch Fragen stellen können oder ob Sie eine Stunde Anfahrt haben, sich registrieren und einen Platz suchen müssen und dann am Ende um 22 Uhr wieder zu Hause sind.
MMW: Plant die Bundesärztekammer, die Rahmenbedingungen für die ärztliche Fortbildung dauerhaft zu ändern?
Matheis: Die Landesärztekammern werden prüfen müssen, ob ihre aktuellen Regelungen dem neuen und zukünftigen Bedarf gerecht werden. Neue Fortbildungsformate mit entsprechenden Qualitätskriterien müssen unter Umständen explizit Eingang in die Regelungen finden, damit diese von den Landesärztekammern auch einheitlich zertifiziert werden können. Ich glaube, dass sich der Schwerpunkt verschieben wird und Online-Fortbildungen einen anderen Stellenwert bekommen werden.
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Schumacher, B. "Fortbildung kann nicht besser gelebt werden als in dieser Zeit". MMW - Fortschritte der Medizin 162 (Suppl 3), 13 (2020). https://doi.org/10.1007/s15006-020-4540-3
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