US-amerikanische Forscher werteten die Daten einer Kohorte von Kindern aus, die auf SARS-CoV-2 getestet worden waren. Es zeigte sich, dass der ethnische Hintergrund und das Familieneinkommen die Infektionsrate beeinflussen.

Bei 1.000 Kindern im Alter von 2-14 Jahren (im Mittel 8,0 Jahre) wurden vom 21. März bis 28. April 2020 jeweils vier PCR-Tests auf SARS-CoV-2 durchgeführt. Gründe waren eine bekannte Exposition, ein erhöhter Risikostatus des Kindes oder eines Familienmitglieds und/oder ein notwendiger Nachweis für Schule oder Arbeitgeber. Erfasst wurde auch die ethnische Abstammung und das Familieneinkommen als Maß für den sozioökonomischen Status.

27,7% der Kinder wurden positiv auf das Coronavirus getestet. Bei weißen Kindern lag die Infektionsrate im Mittel der vier Untersuchungen lediglich bei 7,3%, wogegen sie bei schwarzen Kindern mit 30% signifikant höher lag (Odds Ratio 2,3). Kinder mit hispanischen Wurzeln waren sogar zu 46% infiziert (Odds Ratio gegenüber Weißen 6,3).

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Die Kinder konnten per Auto oder zu Fuß zur Coronavirus-Teststelle gebracht werden.

Für die Auswertung nach Familieneinkommen wurden die Teilnehmer zunächst in vier Quartile eingeteilt. In der höchsten Einkommensgruppe ergab sich bei dieser Betrachtung eine Infektionsrate von 8,7%, in der zweithöchsten von 23,7%, in der dritten von 27,1% und in der untersten Gruppe von 37,7%.

Die Exposition gegenüber dem Virus durch Kontaktpersonen war bei Kindern aus ethnischen Minderheiten signifikant häufiger. Somit ergab sich eine eindeutige Beziehung zwischen dem sozialen Status und der Infektionsrate.

Quelle: Goyal MK, Simpson JN, Boyle MD et al. Racial and/or ethnic and socioeconomic disparities of SARS-CoV-2 infection among children. Pediatrics. 2020;146:e2020009951

MMW-Kommentar

Die Studie zeigt: Wohlstand hat einen protektiven Effekt gegenüber einer Infektion mit SARS-CoV-2. Auch wenn das soziale Gefälle in den USA größer ist, können die Daten durchaus auf Deutschland übertragen werden. Eine Ursache für den Zusammenhang dürfte die größere Zahl an Familienmitgliedern sein, die in beengteren Häuslichkeiten miteinander leben. In den USA kommt sicher auch eine Ungleichheit in der medizinischen Versorgung hinzu. Zudem könnte ein besseres Verständnis des Infektionsgeschehens in bildungsnäheren Familien die Präventionsbereitschaft fördern.

Die Autoren diskutieren auch mögliche Schwächen der Studie. So wurde die ethnische Zugehörigkeit von den Ärzten eingeschätzt und nicht von den Familien angegeben. Patienten mit ausgeprägter Symptomatik wurden nicht weiterverfolgt, sondern unmittelbar nach der Diagnose in eine Kinderklinik überwiesen. Auch könnten die Unterschiede zwischen den ethnischen Gruppen noch größer sein, da Angehörige von Minderheiten seltener einen Arzt aufsuchen als Weiße. Zudem könnte der Zeitpunkt der Tests zwischen 10 und 14 Uhr zu einer gewissen Patientenselektion geführt haben.

Unabhängig davon zeigen die Ergebnisse, dass Kinder aus unterprivilegierten Gruppen ein erhöhtes Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion haben. Dies sollte bei Präventionsstrategien unbedingt berücksichtigt werden.

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Prof. em. Dr. med. Dr. h. c. D. Reinhardt

Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Haunerschen Kinderspital, München