Eine Migräne mit Aura geht mit einem erhöhten kardio- und zerebrovaskulären Risiko einher, v. a. bei Frauen. Eine Datenauswertung zeigt, dass sie sogar ein stärkerer Risikofaktor als Adipositas und Lipidstoffwechselstörungen ist.

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Um den Einfluss der Migräne mit Aura mit dem anderer Risikofaktoren zu vergleichen, wurden die Daten von 27.858 Frauen aus der Women's Health Study [Kurth T et al. JAMA. 2006;296:283-91] ausgewertet. Sie waren im Mittel 54,7 Jahre alt, hatten noch kein kardiovaskuläres Ereignis erlitten und waren frei von malignen Tumoren. Laut Selbstauskunft wiesen 5,2% eine Migräne mit Aura auf, 7,8% hatten im Jahr zuvor eine Migräne ohne Aura gehabt.

Während einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 22,6 Jahren wurden 1.666 schwerwiegende vaskuläre Ereignisse beobachtet, z. B. Myokardinfarkte, Schlaganfälle oder kardiovaskulär bedingte Todesfälle. Die bereinigte Inzidenzrate pro 1.000 Personenjahre betrug 3,36 (95%-Konfidenzintervall: 2,72-3,99) für Frauen mit Migräne mit Aura gegenüber 2,11 (1,98-2,24) für Frauen mit Migräne ohne Aura oder ganz ohne Migräne (p < 0,001).

Migräne mit Aura war mit einer signifikant höheren Inzidenzrate assoziiert als Adipositas (2,29), erhöhte Triglyzeridspiegel (2,67) und niedrige HDL-Cholesterin-Werte (2,63). Kein signifikanter Unterschied ergab sich gegenüber erhöhtem systolischem Blutdruck (3,78), einem hohen Gesamtcholesterinspiegel (2,85) oder einem Myokardinfarkt in der Familie (2,71). Signifikant höhere Inzidenzraten ergaben sich für Diabetikerinnen (5,76) und Raucherinnen (4,29).

Quelle: Kurth T, Rist PM, Ridker PM et al. Association of migraine with aura and other risk factors with incident cardiovascular disease in women. JAMA. 2020;323:2281-9

MMW-Kommentar

Neu ist, dass eine Migräne mit Aura ein höheres Risiko als eine Adipositas oder eine Lipidstoffwechselstörung bedeutet. Unklar bleibt allerdings, ob eine wirksame Migräneprophylaxe das Risiko vaskulärer Ereignisse reduziert. So ergibt sich der bereits bekannte Schluss, dass bei Frauen, die häufig unter Migräne mit Aura leiden, vaskuläre Risikofaktoren konsequent behandelt werden müssen.

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Prof. Dr. med. H.-C. Diener

Klinische Neurowissenschaften, Universität Duisburg-Essen