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Wenig Personal, Stress, schlechte Kommunikation - das führt in jeder Branche zu Fehlern. Was die Medizin diesbezüglich von der Luftfahrt lernen kann, erläutert Prof. Bertil Bouillon, Direktor der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sporttraumatologie Köln-Merheim.
MMW: Warum sind zwischenmenschliche Fähigkeiten für die Patientensicherheit so wichtig?
Bouillon: Experten zufolge gehen 70% der Fehler in der Medizin auf den Faktor Mensch zurück. Das sollten wir ändern. In der Luftfahrt wird die Ressource Mensch bereits gezielt genutzt, um Fehler aufzudecken, was das Fliegen sicherer gemacht hat. Wir brauchen interpersonelle Kompetenzen auch für eine erfolgreiche Medizin. Dabei geht es um die Fragen: Wie erreichen wir eine Sicherheitskultur? Wie arbeiten wir als Team zusammen, auch unter Zeitdruck? Wie gelingt gute Entscheidungsfindung?
MMW: Was kann schiefgehen, wenn interpersonelle Kompetenzen fehlen?
Bouillon: Es gibt in der Medizin viele alltägliche "Schrubbeligkeiten", Dinge, die nicht ganz rund laufen, mit potenziellem Risiko. Ich selbst musste einmal Material aus dem Arm einer Patientin entfernen. Es war ein langer OP-Tag und am Abend hatte ich einen wichtigen Termin. Sieben Schrauben mussten entfernt werden. Auf einmal überkam mich sportlicher Ehrgeiz, es noch schaffen. Tatsächlich ließen sich alle leicht entfernen. Ich bedankte mich beim Team, bat es, die Wunde zu schließen und ging zum Termin. Später sagte mir meine Assistentin, dass ich die Platte dringelassen hatte! Sie hat in diesem Moment Verantwortung übernommen und die Platte entfernt.
MMW: Wie lassen sich Fehler vermeiden?
Bouillon: Indem man aus Fehlern lernt und anderen die Möglichkeit gibt, auch daraus zu lernen. In meinem Fall habe ich das am nächsten Tag in der Frühbesprechung erzählt. Ich wollte darauf aufmerksam machen, dass solche Dinge auch einem erfahrenen Operateur passieren können. Da zählt die Verantwortlichkeit jedes Einzelnen. Als Chef kann ich mich dann entweder aufregen, dass meine Anordnungen nicht befolgt wurden, oder loben, dass etwas hinterfragt wurde. Denn dann hat man alle Ressourcen zum Wohle des Patienten genutzt.
MMW: Was heißt Verantwortung für Sie?
Bouillon: Ich habe mal eine sehr schöne Definition von Verantwortung von einem Studenten gehört. Es bedeutet, eine Antwort geben zu können, wenn man gefragt wird, warum man etwas getan hat. Verantwortung ist ein wichtiger Teil der interpersonellen Kompetenzen. Sie werden die Medizin viel sicherer machen.
Mehr Informationen zur Schulung inter- personeller Kompetenzen für medizinische Fach- und Führungskräfte gibt es hier:
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Schmidt, J. "Beim Risikofaktor Mensch ansetzen!". MMW - Fortschritte der Medizin 162, 11 (2020). https://doi.org/10.1007/s15006-020-4527-0
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