Patienten mit chronischer Virushepatitis sind oft von Komplikationen und sogar Krebs betroffen. Die Einnahme von ASS kann dem wohl vorbeugen.

Dem schwedischen Register für Infektionskrankheiten wurden die Daten aller Erwachsenen mit Hepatitis B (seit 1967) und C (seit 1990) entnommen - insgesamt 50.275 Patienten. 14.205 von ihnen begannen zwischen 2005 und 2013, ASS in niedrigen Dosierungen von 75 oder 160 mg/d einzunehmen. Mithilfe statistischer Modelle wurden die Risiken für ein hepatozelluläres Karzinom (HCC) und für die leberbezogene Mortalität geschätzt.

Bei einem medianen Follow-up von 7,9 Jahren betrug die geschätzte kumulative HCC-Inzidenz 4,0% bei ASS-Anwendern und 8,3% bei den Kontrollpersonen (Hazard Ratio [HR] 0,69; 95%-Konfidenzintervall 0,62-076). Der Unterschied bei der leberbezogenen 10-Jahres-Mortalität lag bei 11% vs. 17,9% und zeigte die Bedeutung der Behandlungsdauer (HR 0,73; 0,67-0,81). Die Inzidenz gastrointestinaler Blutungen unterschied sich nicht signifikant (7,8% vs. 6,9%).

MMW-Kommentar

Schon länger liegen Beobachtungen zur Beziehung von ASS oder nicht-steroidalen Antirheumatika zur Inzidenz des HCC vor [Sahasrabuddhe VV et al. J Natl Cancer Inst. 2012:104;1808-14]. Zu deren Limitationen gehört ein fehlender Bezug zu ursächlichen Faktoren, z. B. der Virushepatitis. Die hier nahegelegte deutlich über 30%ige Risikosenkung der hepatitisassoziierten Komplikationen ist relevant, zumal sie bemerkenswerterweise nicht auf Kosten eines erhöhten Blutungsrisikos geht. Die Ergebnisse sprechen für eine therapeutische Umsetzung in einem entsprechenden Kollektiv.

Die Studie ist allgemein für das Konzept der Chemoprävention onkologischer Erkrankungen, auch z. B. mit Metformin und Statinen bedeutsam. Registerstudien könnten hier Nutzenhinweise geben.

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Prof. Dr. med. G. Klose

Internist, Gastroenterologe, Bremen

Quelle: Simon TG, Duberg AS, Aleman S et al. Association of Aspirin with hepatocellular carcinoma and liver-related mortality. N Engl J Med. 2020;382:1018-28